Reisebericht
Heiße Nächte in Paris – Sommerfeeling unterm Eiffelturm
Paris ist in jeder Hinsicht eine bemerkenswerte Stadt. Nicht nur die weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm, der Montmartre mit Sacré-Cœur, der Louvre oder der Triumphbogen machen die Stadt der Lichter und der Liebe zu einem Ort der Sehnsucht. Es sind vielmehr auch die auf den ersten Blick unscheinbaren Ecken, die kleinen Cafés abseits des Trubels und die Buchhandlungen, die faszinieren. Komm mit mir auf eine dreitägige Tour durch eine der schönsten Metropolen der Welt.
Zum Einstieg ein paar Zahlen, die die französische Hauptstadt beschreiben. Paris misst nicht einmal zwölf Prozent der Fläche von Berlin, zählt aber 2,1 Millionen EinwohnerInnen (in der Metropolregion sind es 12,4 Millionen). Wer durch die deutsche Hauptstadt flaniert und denkt, diese sei dicht bebaut, sollte mal durch die Wohnviertel der Pariser Kernstadt laufen: Hier leben mehr als 20.000 EinwohnerInnen pro Quadratkilometer. In Berlin sind es gerade mal 4.100. Paris ist einfach extrem, und das in vielen Facetten.
In meinem Fall, aber da kann die Stadt nichts für, sind es nämlich die Temperaturen, die verrücktspielen. Natürlich kann es Ende Juli in Europa heiß werden, damit habe ich gerechnet. Aber es ist so extrem, dass das Thermometer noch nachts um 2 Uhr Werte um 34 Grad Celsius anzeigt. Heiße Nächte in Paris hatte ich mir eher im übertragenen Sinne vorgestellt … In den Straßen staut sich die Hitze des Tages, auch die Umgebung meines schicken Hotels Boronali in der Rue de Clignancourt im 18. Arrondissement Buttes-Montmartre. Das liegt relativ weit im Norden der Stadt, jenseits des Montmartre mit der berühmten Kirche Sacré-Cœur.
Unser Zimmer war mini und sehr alt. Das Bad war auch sehr klein und alt. Sauber war es aber. Ich würde das Hotel empfehlen, wenn man Geld… Weiterlesen
Von außen sieht das Hotel sehr hochwertig aus, aber dann kommt der Fahrstuhl-ausgelegt für 2 Koffer oder eine Person-also sehr klein. Unser… Weiterlesen
Kleines Hotel mit sehr hilfsbereitem Personal. Zimmer sind für Pariser Verhältnisse gut zum fairen Preis. Ein Erlebnis der Fahrstuhl nur für… Weiterlesen
Auf dem Montmartre
Nachdem ich den Temperaturschock der ersten Nacht am nächsten Morgen aus den Klamotten geschüttelt habe, schlendere ich erst einmal durch das Viertel. Viele Wohnhäuser hier rund um die Rue Marcadet, an den Straßenecken gibt es jede Menge hübsche Cafés und Restaurants. Gleich im Süden erhebt sich der Montmartre, und dort hinauf führt mich dann auch mein erster Weg über die steile Rue de Mont-Cenis und die sich anschließenden Treppen. Schweißgebadet erreiche ich den historischen Wasserturm, der den mächtigen Hügel wie ein Wächter beschirmt.
Links dahinter zeigt sich eine mächtige Rundung. Es ist die Kuppel der Basilique du Sacré-Cœur de Montmartre, kurz Sacré-Cœur genannt. Nach Notre-Dame die berühmteste Kirche der Stadt, thront das weiße Bauwerk auf dem höchsten Punkt des Montmartre. Erbaut wurde das äußerlich spektakuläre Gotteshaus zwischen 1875 und 1914, geweiht jedoch erst 1919, als der Erste Weltkrieg zu Ende war.
Das Innere der Kirche ist zwar ebenfalls sehenswert, besonders wegen der gewaltigen Apsis (die Wölbung der Kuppel), doch nichts davon reicht an das herausragende Panorama heran, das Du genießen darf,st wenn Du auf dem Treppenabsatz vor dem Südeingang über Paris schaust. Einmalig! Doch Moment, fehlt da nicht etwas Entscheidendes? Richtig, der Eiffelturm. Der ist zwar 330 Meter hoch und überragt damit alles in Paris, doch von hier aus ist das eiserne Monument tatsächlich nicht zu sehen.
So ähnlich muss Paris im Mittelalter ausgesehen haben
Nur ein paar Meter nach Westen sind es bis zur Place du Tertre, der nicht nur nach Mittelalter aussieht, sondern tatsächlich schon im 14. Jahrhundert angelegt worden ist. Damals (und noch bis 1860) war Montmartre eine eigene Gemeinde und sehr ländlich geprägt.
Der hübsche kleine Platz ist heute zwar übersät von Restaurants, StraßenmalerInnen und KarikaturistInnen, dementsprechend voll ist es hier. Doch der mittelalterliche Charme ist erhalten, die Place du Tertre wirkt ziemlich authentisch. Und einen Crêpe an der Straßenecke kann man sich allemal leisten.
Von der Ausgehmeile zum Cimetière de Montmartre
Der Abstieg vom Montmartre führt mich durch enge Sträßchen nach Süden bis zur Place Pigalle, die im Gegensatz zur Place du Tertre nicht mehr viel vom ursprünglichen Flair des berühmten Ausgehviertels besitzt. Ja, die Windmühlenräder der Moulin Rouge befinden sich hier, doch ansonsten wird das Viertel dominiert von Prostitution und Sexshops.
Der Cimetière de Montmartre liegt nur ein paar hundert Meter entfernt – und ist ein andächtiger und schöner Gegensatz zum heruntergekommenen Pigalle. Es ist natürlich nicht jedermanns Sache, auf Friedhöfen zu flanieren, mir kommt die Ruhe aber gerade recht. Und auch, wenn hier lange nicht so viele Gräber von Persönlichkeiten zu sehen sind wie beispielsweise auf dem weit im Osten von Paris gelegenen Cimetière du Père-Lachaise: Ein wenig neugierig bin ich schon auf die Grabstätten der Berühmtheiten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Immerhin entdecken ich die Gruften der Sängerin France Gall, des Malers Edgar Degas und des Regisseurs François Truffaut. Auch der Physiker Léon Foucault, der Komponist Jacques Offenbach und die Schauspielerin Jeanne Moreau liegen hier – und natürlich der deutsche Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine, der die zweite Hälfte seines Lebens im Exil in Paris verbrachte und hier 1856 starb.
Der Tod macht hungrig, und ich beende den ersten Tag in Paris in einem kleinen Bistro nah beim Hotel, wo es für ein paar Euro eine riesige Portion Foie gras mit Butter und Baguette gibt – und dazu ein herrliches kaltes Bier, das den Staub und die Hitze der Stadt hinwegspült.
Eine Bootsfahrt, die ist – kühlend
Wer Paris trotz seiner dichten Besiedlung für eine Beton- oder Asphaltwüste hält, irrt gewaltig. Allein in den vergangenen Jahren wurden mehr und mehr autofreie Bereiche geschaffen. Die Anzahl der Grünflächen ist stattlich, ihre Namen klingen nach Weltstadtflair und nach Geschichte: Jardin du Luxembourg, Jardin des Tuileries, Champ-de-Mars, Invalides, Jardin des Plantes, Parc de Bercy, Jardins des Trocadéro … Und allein der riesige Bois du Boulogne ist so etwas wie die Lunge dieser Stadt.
Am Vormittag nehme ich die Métro nach Süden, mit der M4 und der M5 bin ich in einer halben Stunde am Gare d’Austerlitz, nebenan liegt gleich der Jardin des Plantes. Mit 23 Hektar ist der zwar nicht besonders groß, aber artenreich und in verschiedene Bereiche unterteilt. Zudem liegt er direkt an der Seine – und gleich am Pont d’Austerlitz befindet sich ein Ableger einer der zahlreichen Reedereien, die Schiffstouren auf der Seine anbieten. Das ist heute genau das Richtige, denn noch bevor die Sonne ihren Zenit erreicht, zeigt das Thermometer schon wieder fast 40 Grad Celsius.
Langsam nähert sich das Boot dem berühmtesten Wahrzeichen der Stadt
Auf der Seine brennt zwar von oben die Sonne, das Wasser und der Fahrtwind machen den Trip aber erträglich. Gemütlich tuckern wir zunächst vorbei an der Île Saint-Louis, hinter der sofort das erste Highlight wartet: die Île de la Cité mit der zum Zeitpunkt unserer Reise fast fertig restaurierten Kathedrale Notre-Dame! Nur ein paar Minuten später direkt rechterhand der Louvre mit den Tuilerien, an deren westlichen Ende der Place de la Concorde mit seinem weithin sichtbaren Obelisken, gegenüber das Musée d’Orsay und die Nationalversammlung. Schlag auf Schlag geht es weiter: Grand Palais, der Invalidendom, das Museum für moderne Kunst. Auf der linken Seite rückt der eiserne Gigant des Eiffelturms immer näher und näher. Am Pont d’Iena steigen wir aus und gehen die paar Meter hinüber zu dem Koloss, der von 1889 bis 1930 das höchste Bauwerk der Welt war.
Vom Eiffelturm über den Trocadéro bis zum Triumphbogen
Wer eine Begleitung mit Höhenangst dabei hat und diese nicht lange warten lassen möchte, verzichtet auf den Besuch der Aussichtsplattform und deckt sich lieber mit einem wohlschmeckenden Eis ein. Ein kleiner Rundgang über das Marsfeld, bis der Turm so klein erscheint, dass er auf das Foto passt, dann geht's zurück über den ehemaligen Exerzierplatz und die Brücke, hinüber zu den Jardins du Trocadéro. Wie einige Straßen, Brücken, Plätze und Gärten ist auch dieser nach einer Schlacht benannt (die meisten natürlich nach napoleonischen Schlachten: Rivoli, Jena, Austerlitz, Wagram und andere).
Der Eiffelturm, ein Gigant aus Stahl
Diese verhältnismäßig kleine Grünanlage ist herrlich. Klar, die Sicht auf den Eiffelturm ist überragend, doch die beiden Gärten nördlich und südlich des Palais de Chaillot mit seinen Terrassen sind dicht bewachsen mit Linden, Kastanien, Buchen und auch exotischeren Laubbäumen. Ein herrlicher Ort zum Verweilen.
Oh, Champs-Elysées!
Am nächsten Morgen fahre ich mit der Métro erneut hierher, schlendern noch einmal durch die Grünanlagen und gehen dann die Prachtstraße der Avenue d‘Iéna nach Norden. Nach etwa einem Kilometer öffnet sich die Straße abrupt, sie mündet direkt in die gigantische Place de l’Étoile – zusammen mit elf anderen Straßen und Boulevards. Die Platzmitte ziert der monumentale Triumphbogen, errichtet zwischen 1806 und 1836, der neben Eiffelturm, Notre-Dame und Louvre zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt.
Doch auch die Avenue des Champs Élysées ist selbstverständlich eine der Hauptattraktionen in Paris, und direkt hier am Triumphbogen beginnt diese Prachtstraße, die den Beinamen zurecht trägt. Leicht abschüssig und beiderseits gesäumt von Platanen, führt der Boulevard über knapp zwei Kilometer bis hinüber zur Place de la Concorde. Unterwegs kannst du Shoppen, Essen und Flanieren, wie es dir beliebt.
Am Ende der Champs Élysées wacht der Obelisk
Im östlichen Teil der Promenade hinter der Place Roosevelt machen dann die prunkvollen Gebäude ihre Aufwartung: das bereits erwähnte Grand Palais, das Marigny-Theater, der Élysee-Palast. Am Ende der Straße, hinter dem Obelisken, winkt eine Oase der Ruhe: In den Tuilerien sitze ich im Schatten und kühle mich mit einer eiskalten Limo. Als die Sonne etwas tiefer steht, gehe ich die paar Meter die Rue Royale hinauf zu einer weiteren bedeutenden Sehenswürdigkeit, der Église de la Madeleine.
Diese imposante Säulenhalle ist mehr als hundert Meter lang und 43 Meter breit, sie wird getragen von 52 korinthischen Säulen, die 20 Meter hoch sind. Äußerst ungewöhnlich für eine Kirche. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bei diesem 1764 begonnenen Bauwerk schon in den ersten Jahren – noch während der Errichtung – die Nutzungsabsichten permanent wechselten.
Von König Ludwig XV. zunächst tatsächlich als Kirche geplant, zog sich der Bau in den ersten Jahrzehnten ziemlich hin und kam 1791 in den Wirren der Französischen Revolution völlig zum Erliegen. 1806 wollte Napoleon daraus eine Ruhmeshalle für sein Heer machen, sechs Jahre später – nach dem Feldzug gegen Russland – verwarf er diesen Plan jedoch. Nach weiterem Hin und Her wurde das Gebäude erst 1842 (!) fertiggestellt und noch einmal drei Jahre darauf schließlich geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch die Innenausstattung des Gotteshauses, das Du unbedingt besichtigen solltest.
Rive Gauche, Sorbonne und ein Besuch bei Shakespeare
Auch am letzten Tag knallt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Das dicht bebaute Rive Gauche, das linke Seineufer, spendet mehr Schatten als andere Stadtviertel, es gilt als Stadtteil der Künstler und Intellektuellen. Von Notre-Dame aus gehe ich über den Fluss nach Süden durch das berühmte Quartier Latin, das studentisch geprägt ist und seinen Namen deshalb trägt, weil sowohl Studierende als auch Gelehrte der Sorbonne früher hier ausschließlich auf Latein miteinander kommunizierten.
Das Hauptgebäude der weltberühmten Universität Sorbonne befindet sich in der Rue Victor Cousin, direkt neben der Kapelle Saint-Ursule, in der Richelieu bestattet ist. Rundherum gruppieren sich die Bibliotheken und Fakultäten der Uni, die seit 1257 existiert und eine ganze Reihe von weltbekannten Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht hat: Marie und Pierre Curie, Thomas von Aquin, Michel Foucault, Simone de Beauvoir, Denis Diderot, Claude Lévi-Strauss und viele mehr. Ein hübscher kleiner Platz mit Brunnen bildet das Zentrum der altehrwürdigen Akademie.
Für mich geht es zurück ans Ufer der Seine, direkt gegenüber dem pittoresken kleinen Square Viviani mit der zauberhaften Église Saint-Julien le Pauvre befindet sich nämlich eine der bekanntesten Buchhandlungen der Stadt (und in ganz Europa): Shakespeare and Company in der Rue de la Bûcherie.
In den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts gingen hier die Schriftsteller der Beat-Generation ein und aus, etwa William S. Burroughs, Allen Ginsberg und Henry Miller. 2011 schließlich drehte Woody Allen einige Szenen für seinen Film „Midnight in Paris“ in dieser Buchhandlung. Nachdem Paris 1944 durch die Alliierten befreit worden war, folgte die symbolische Befreiung der Buchhandlung durch Ernest Hemingway, der als Soldat der US Army in der Stadt war.
Es macht jedenfalls sehr viel Spaß, ein wenig im Laden zu stöbern; nebenan im zum Laden gehörenden Café kannst Du Dir danach einen Eiscafé, einen Cappuccino oder einen Cidre genehmigen.
Notre-Dame im Abendlicht
Auch die Abendsonne hat noch Kraft, doch unter den Platanen und Robinien am Quai de Montebello ist es schön schattig. Das Geschäft der StraßenhändlerInnen beginnt jetzt erst so langsam, tagsüber verirren sich an heißen Sommertagen nur wenige TouristInnen hierher. Außerdem ist es das Abendlicht, das die majestätische Kathedrale von Notre-Dame noch imposanter wirken lässt.
Ganz verträumt blicke ich über den Fluss hinüber zu der mächtigen Kirche, bis der Hunger zu groß wird. Ein letztes Mal nehme ich die U-Bahn und setze mich in der Rue Marcadet in ein hübsches Bistro, Foie gras und ein kühles Bier helfen rasch dabei, die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. Und um mal ein Klischee zu widerlegen: Wenn Du in Paris etwas die Augen aufhälst und schlau vorgehts, ist die Stadt gar nicht so teuer, wie sie immer gemacht wird. In diesem Sinne: au revoir Paris, à bientôt!