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Oliver (51-55)
Verreist als Paar • Juli 2020 • 1 Woche • Wandern und WellnessNobel, aber Touch ins Kitschige
5,0 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Eher gut

Herrenhaus oder Schloss? Das ist hier die Frage. Wir tendieren zu letzterem, weil das Gebäude bis ins 20. Jh. hinein noch einen Turm hatte, was auf alten Ansichten bildlich belegt ist (auf dem Südflügel in Richtung des Flusses Waag – vermutlich im Weltkrieg zerstört und nie wieder aufgebaut). Auch in der Landessprache wird das Anwesen als Schloss bezeichnet (Kaštieľ Orlové). Im englischen Hotelprospekt lautet die Übersetzung hingegen „Manor House“ und nicht „Castle“. Wie dem auch sei, wurde das Hotel „GPP“ nach aufwändigen Renovierungsarbeiten erst 2016 eröffnet und erstrahlt demnach noch immer in frischem Glanz. Der Stil ist für unseren Geschmack allerdings eine Spur zu kitschig - insbesondere die zahlreichen, deftig-derben Goldornamente bei den Wandmalereien. Die beim Check-In ausgehändigte Planskizze des Hotelareals ist an Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten. Auch nach einigen Tagen Aufenthalt, als uns schon alle Örtlichkeiten geläufig waren, konnten wir uns darauf fast nicht orientieren. Es handelt sich offiziell um ein 4*-Hotel. Warum sind dann auf den Handtüchern und den Fußmatten 5 Sterne aufgenäht bzw. eingewebt – verflossener Glanz vergangener Tage? Wenn im Folgenden auch zahlreiche weitere Mängel zu kritisieren sind, können wir letztlich eine Weiterempfehlung für dieses Schlosshotel abgeben, auch wenn so manches weniger pompös-protzig sein sollte und die meisten Defizite leicht behebbar wären. Hotel allgemein: Zustand des Hotels: 6/6 Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6/6 Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet Exakte Gesamtnote: 4,85


Zimmer
  • Sehr gut
  • Wir hatten das teuerste Zimmer gebucht, nämlich die Präsidentensuite im 1. Liftstock mit erklecklichen Ausmaßen: Wohnraum 46 m², Schlafzimmer 28,6 m², Bad 14,1 m², Extra-WC 4,4 m², Kleiderkammer 7,3 m² - insgesamt somit ca. 100 m². Wenn man die zahlreichen Tür- und Fensternischen mitberücksichtigt, kommt man wohl tatsächlich auf die vom Hotel angegebenen 106 m². Die Raumhöhe im Wohnzimmer beträgt an der höchsten Stelle des schönen Gewölbes stattliche 5 Meter. Das Extra-WC samt integrierter Küchenzeile ist ein hässlicher Klotz, der wahrscheinlich erst nachträglich ins Wohnzimmer eingebaut wurde (siehe Fotos) und einen direkten Blick auf den riesigen Flachbildfernseher (65 Zoll) verhindert. Warum hat man den nicht an die Nebenwand versetzt? Dorthin hätte man von der Sitzgarnitur aus den besten Blick. Die Küchenzeile ist ohnehin ein Unfug, weil keine Kochgelegenheit (Herd) vorhanden ist und die Bezeichnung „Apartment“ somit falsch ist. Und das Extra-WC samt kleinem Waschbecken hätte locker im großen Badezimmer Platz gefunden. Übrigens: Im Schlafzimmer gab’s noch einen weiteren Flat-TV mit 41 Zoll. Beim Beziehen unserer Suite fanden wir als Willkommensgruß einen delikaten Obstteller sowie einen eisgekühlten „Billigsdorfer“-Sekt vor, der einen Plastikkorken hatte und wahrhaft abscheulich schmeckte. Einen Orange-Juice zur Streckung bzw. Aromaverbesserung suchten wir in der Minibar vergeblich und mussten wir erst aus dem Restaurant ordern (genauso wie gesalzene Nüsse). Die Minibar war überhaupt ärmlich bestückt: bloß 2 kl. Wasser, 1 Cola, 1 Apfelsaft sowie je ein 0,25 l Rot- und Weißwein. Außerhalb des Kühlschranks standen noch zwei 0,75 l-Flaschen Weiß- und Rotwein (ersterer ungekühlt?? Letzterer aus Georgien?!). Da der Minibar-Wein (Schraubverschluss) beim besten Willen nicht aufzukriegen war, mussten wir mit einer großen Weinflasche vorlieb nehmen. Bei dieser riss natürlich der staubtrockene Korkstoppel ab, weil nicht liegend gelagert. Heimelige Wandlampen gab’s in unserer Suite keine einzige, und nicht einmal eine Lichtquelle beim Schreibtisch im Schlafzimmer. So war ich gezwungen, meine Schreibarbeiten auf dem 2,2 x 1,1 m großen Konferenztisch im Wohnraum zu erledigen – bei Megalux-Beleuchtung durch den gigantischen Kristallluster. Ein Riesenproblem war das Warmwasser: Es dauerte eine Ewigkeit, bis welches kam (erst nach minutenlangem Rinnenlassen). Das Hotelmanagement entschuldigt sich in der Info-Mappe für diesen Umstand damit, „dass es sich um ein sehr altes Gebäude handle und das Warmwasser daher einen weiten Weg bis ins Zimmer hätte“. Wir können diese Begründung nicht nachvollziehen und waren darüber ob des 4*-Status doch sehr erstaunt bzw. verärgert. Die Sauberkeit im Zimmer war im Großen und Ganzen zufriedenstellend, bis auf wenige Ausnahmen: Während unseres gesamten Aufenthaltes befand sich auf meinem Nachtkästchen ein daumengroßer, klebriger Fleck, der vom Reinigungspersonal stets übersehen wurde. Und die Außenfenster befanden sich in einem Zustand, dass es einer Sau graust: Vogeldreck, Schlammspritzer, etc. (siehe Foto). Ebenso wenig erfreulich: 1 Spinne in der Duschkabine, 1 Silberfischchen im Extra-WC (beiden war nur ein kurzes Leben beschieden). Sauberkeit & Wäschewechsel: 5/6 Größe des Zimmers: 6/6 Größe des Badezimmers: 6/6 Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,75) Zimmertyp: (Präsidenten-)Suite Ausblick: zum Schlosspark


    Restaurant & Bars
  • Gut
  • Das Frühstücksbuffet (ohne Besonderheiten) war in einem hübschen Kellergewölbe aufgebaut, das nur über Stufen erreichbar war (kein Lift). Leider gab es nie Eierspeise (Rührei) oder gebratenen Speck, sondern immer nur glasige Spiegeleier. Ein Kompott wurde ebenfalls nicht offeriert, dafür aber stets frisches Obst. Das HP-Abendessen war beim Frühstück vorzubestellen und bestand aus 3 Gängen. Suppe und Dessert waren vorgegeben, ferner standen 2 Hauptspeisen zur Wahl (eine davon immer ein Salat oder „Körnerfutter“, die andere eher internationale Küche denn lokale Spezialitäten). Die Portionen waren ausgesprochen klein, die Suppen gut, die Desserts sogar köstlich. Serviert wurde immer mit weißen Handschuhen, und das ausgesprochen flink. Weniger hat uns gefreut, dass wir im Restaurant (1. Stock) als Gäste der teuersten Suite bloß einen „Normaltisch“ zugewiesen bekommen haben. Im Innenhof des Schlosses kann man gemütlich unter riesigen Sonnenschirmen sitzen und die Seele baumeln lassen. Empfehlenswert sind die hausgemachten Limonaden (verschiedene Sorten), die in einem Krug mit Strohhalmen aus Glas oder sogar Metall serviert wurden. Das Preisniveau für Speisen und Getränke lag knapp unter dem österreichischen. Vielfalt der Speisen & Getränke: 4/6 Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 5/6 Atmosphäre & Einrichtung: 6/6 Sauberkeit im Speisesaal & am Tisch: 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)


    Service
  • Gut
  • Das Personal war durch die Bank sehr zuvorkommend und höflich. Englisch war bei niemandem ein Problem, deutsch allerdings schon. Kein Wunder: Die meisten Gäste kamen aus der Slowakei, der Rest aus Tschechien. Wir und ein weiteres Paar aus Wien waren die einzigen aus dem deutschsprachigen Raum. Einen Corona-Skandal gibt es leider auch zu vermelden: Das Hotelpersonal trug zwar allesamt Schutzmasken - doch musste ich bereits am ersten Tag beobachten, wie ein Kellner zur Inspektion der Tortenvitrine seine Maske abnahm, seinen Kopf hineinsteckte, herumschnüffelte (und hoffentlich keine Covid-19-Viren aussäte) und sich die Maske erst nach dem Schließen der Tür wieder aufsetzte. Wir gingen auf Nummer sicher und haben Desserts aus dieser Vitrine jedenfalls nie bestellt. Bei unserer Abreise offenbarte sich, dass meine altersschwache Autobatterie leer war. Ich stellte mich schon auf eine stundenlange Wartezeit ein, bis der österreichische Automobilclub über dessen slowakischen Schwesternclub eine Pannenhilfe organisiert haben würde und klagte mein Leid an der Rezeption. Und siehe da: Nach nicht einmal 20 Minuten erschien der Hausgärtner mit seinem Auto samt Ladekabeln und gab mir erfolgreich Starthilfe. Nicht einmal ein Trinkgeld wollte er nehmen! Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 6/6 Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 4/6 Rezeption, Check-in & Check-out: 5/6 Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)


    Lage & Umgebung
  • Schlecht
  • Das „GPP“ befindet sich ca. 3 km außerhalb des Stadtzentrums auf einer Anhöhe (mit steiler, einspuriger Auffahrt durch ein Wäldchen) in absoluter Ruhelage, umgeben von einem idyllischen Schlosspark mit Laube und Pfauengehege. Der Weg zum Schloss ist von der Autobahnabfahrt an gut beschildert. Považská Bystrica hat ca. 40.000 Einwohner, ist aber absolut nicht sehenswert. Es gibt keine Altstadt im Zentrum, geschweige denn eine Kirche (!). Ausschließlich uncharmante, zum Großteil scheußliche Plattenbauten aus der Ostblockzeit, allerdings mit jeder Menge Einkaufszentren. Wir haben noch selten eine hässlichere Stadt gesehen – Tristesse pur! Taxikosten in die Innenstadt bzw. retour zum Hotel: 4 € pro Strecke Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 2/6 (nur eine Tankstelle in der Nähe, alles andere im Ortszentrum von Považská Bystrica) Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 3/6 Restaurants & Bars in der Nähe: 1/6 (genauer Punktedurchschnitt: 2,0)


    Aktivitäten

    Beliebte Aktivitäten

    • Wellness
    • Sport

    Preis-Leistungs-Verhältnis: Angemessen
    Mehr Bilder(19)
    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Kinder:Keine Kinder
    Dauer:1 Woche im Juli 2020
    Reisegrund:Wandern und Wellness
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Oliver
    Alter:51-55
    Bewertungen:100

    Bewerter können für ihre Beitrage Miles & More Meilen sammeln oder einen 5€ HolidayCheck Reisegutschein erhalten.