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Reisetippbewertung Hotel Kameha Grand Bonn
Alter: >70
Reisezeit: im Juni 16
Weiterempfehlung: Nein
Ø dieser Bewertung: 3.8
Sonntagsbrunch in Kameha Grand: nie wieder!
Wir hatten Gutscheine für den Sonntagsbrunch im Kameha Grand Bonn bekommen und sind am 5.6.2016 dort gewesen. Mit einem wundervollen Blick auf den Rhein: ja, kein Zweifel. Kulinarische Vielfalt, wie es in der Werbung heißt: nein, auf keinen Fall. Seit über 30 Jahren arbeitet meine Frau zwar nicht in der gehobenen Gastronomie, aber in der Gemeinschaftsverpflegung samt Qualitätsmanagement. Ob nun einem die Einrichtung optisch gefällt oder nicht ist wohl Geschmacksache, aber dass in einem 5-Sterne Hotel die Lampen an den monumentalen Kronleuchtern zum Teil defekt waren, ist nicht 5-Sterne würdig.
Die Tischreihen stehen eng an eng und wir haben unfreiwillig die Gespräche der anderen Gäste mit anhören müssen. Die Servicemitarbeiter haben diesen Umstand allerdings exzellent durch ausgesprochene Freundlichkeit, wenn auch nicht durch exzellente Professionalität, wettgemacht.
Die präsentierte „kulinarische Vielfalt“: Chefs Culinar, Trans Gourmet und vergleichbare Lieferanten lassen grüßen. Der Brotbelag Käse und Jagdwurst kamen mir doch aus Versorgungsangeboten in Altenheimen und Krankenhäusern sehr bekannt vor. Der Filterkaffee auch, so dass meine Frau zum Latte Macchiato umschwenkte, ich dagegen zum Espresso. Ergebnis: Altenheim-verdächtige Kaffeebohneneinstellung in einer doch sehr professionellen Schweizer Kaffeemaschine.
Hier einige Einzelheiten über das Angebot zu Nachdenken über die „kulinarische Vielfalt“. Zum Hauptgang: u. a. Rindergeschnetzeltes mit Pilzen. Das ist ja nun keine Kunst, aber den grünen Spargel gegart auf die Dauer von 3 Stunden grün zu halten, ist schon eine - und das ist leider nicht gelungen. Dem gleich daneben angebotenen Pak Choi-Gemüse ist dasselbe Schicksal widerfahren.
Der getrüffelte Kartoffelstampf war möglicherweise getrüffelt und wohl auch nicht aus der Packung, aber nach einer Weile – bereits gegen 13 Uhr - hatte er Kleisterkonsistenz. Das Salatbüffet bestand aus Kidneybohnen, Mais, Gurkenscheiben, Tomatenachteln, einer abgetropften Dose Thunfisch in eigenem Saft, Krautsalat (Fertigprodukt), Mixsalat (aus dem Beutel?) eingelegten Oliven und gefüllten eingelegten Paprikaschoten, kurz aus einer Art Möchte-wohl-Antipasti, in jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich.
Die Fischprodukte wie Flusskrebse, Thunfisch und Lachs waren in den kleinen Portionsschälchen während unseres Aufenthaltes von zwei Stunden nicht gekühlt. Das ist zumindest mutig. Die Lachsscheiben lagen in einer Schüssel auf Eis bei den Angestellten, auf dem Frühstücksbuffet allerdings nicht mehr. Unmittelbar daneben: eine Käseplatte mit drei Käsesorten in unterschiedliche Größen geschnitten.
Die marinierten Hähnchenspieße waren gegen 12:45 Uhr so trocken, dass man sie kaum vom Holzstäbchen trennen konnte: Es bestand die Gefahr der Selbstverletzung oder der Verletzung anderer Gäste durch herumfliegende Hähnchenfleischwürfel.
Die Avocadocreme zum gegrillten Ziegenkäse schmeckte so wie die Varianten, die man auch als Convenience- Produkt kaufen kann: weder Avocado—noch Ziegenkäsegeschmack. Aber alles hübsch: klein portioniert, aber kulinarisch? Nöö. Das gleiche gilt auch für die Roastbeefscheiben und die Krabben.
Der Obststand war kurz nach 13 Uhr bereits verlassen. Die aufgeschnittenen Obstsorten lagen unmotiviert zusammengesetzt auf der Ablage – ungekühlt natürlich.
Der Hammer war das Dessertbüffet: Der "Schokopudding" kam bestimmt aus dem Eimer und hatte dieselben Butterstreusel wie das Apfelkompott (zweimal dieselbe Garnitur ist doch ein No-Go), die Törtchen kamen möglicherweise aus dem TK und die Erdbeercreme hatte sich aufgrund der warmen Temperaturen schon von seiner ursprünglichen Form verabschiedet und zerlief auf der Platte. Gut, dass es für die vielen Besucher noch gefrorenes Langnese Magnum Eis (!) in diversen Sorten gab, eines 5-Sterne Hotels-Restaurants würdiger Abschluss. Ich empfand diese „Dienstleistung“ sowohl den Gästen als auch den Lebensmitteln gegenüber als nicht sehr wertschätzend.
Hätten wir dieses Erlebnis aus eigener Tasche bezahlen müssen, würden wir uns noch mehr geärgert haben. Nun sind wir nur von dieser nicht vorhanden Professionalität, und wir müssen sagen: Abzocke (49 Euro), enttäuscht. Die Möglichkeiten, einen Brunch auch gewinnbringend anzubieten, kann man vor dem Gast auch professioneller verschleiern. Vielleicht haben wir auch nur den falschen Sonntag erwischt, aber ob wir uns das noch einmal antun werden? Nöö, bestimmt nicht.