Städtereise
Die 10 schönsten Stadtviertel von Kairo
Kairo – eine Stadt der Superlative und der Gegensätze. Mit 22,5 Millionen EinwohnerInnen im Ballungsraum kann die Mega-City am Nil auf 5.000 Jahre alte Zeugnisse islamischer Baukunst ebenso verweisen wie auf modernste Architektur. Hier stehen die ältesten Kirchen und die schönsten Moscheen der Erde. Tausende Minarette spitzen hervor zwischen Wolkenkratzern. Die Pyramiden von Gizeh, das einzige erhaltene der antiken Weltwunder, sind nur einen Katzensprung entfernt, und im Zentrum befindet sich der älteste und größte Basar der arabischen Welt. Nicht umsonst heißt El Quahira übersetzt die Starke oder auch: die Unbezwingbare. Wir haben einen Überblick über zehn Stadtviertel zusammengestellt, die alle einen ausgiebigen Besuch wert sind.
Gizeh
Wo die Sphinx die Pyramiden bewacht
Gizeh, Al-Dschiza, ist die kleine Schwester von Kairo am Westufer des Nils – und längst mit Kairo zusammengewachsen. Jeder kennt Gizeh, die Stadt ist Ausgangspunkt, um die weltberühmten Pyramiden zu besichtigen mit ihrer rätselhaften Sphinx, die wenige Kilometer außerhalb auf einem Steinplateau in die Höhe ragen. Aber Gizeh wird auch weiterhin von sich reden machen: Dorthin zieht demnächst das Great Egyptian Museum, das mit seinen 150.000 Exponaten noch in einem neokolonialen Gebäude am Tahrir-Platz residiert. Der Umzug wird weltweit mit größter Spannung erwartet. Gizeh selbst ist durchaus auch sehenswert, die Stadt mit vier Millionen EinwohnerInnen hat eine Uni und ein attraktives Geschäftsviertel am Flussufer.
Das mittelalterliche muslimische Kairo
Wo es orientalisch zugeht
Enge Gassen, in denen es nach orientalischen Gewürzen duftet, Häuserfassaden, behängt über und über mit Lampen, Kaffeehäuser, in denen die Leute sich bei einem Minztee erholen vom Getriebe der Großstadt – in Alt-Kairo mit dem Chan el-Chalili, dem größten und ältesten Basar der arabischen Welt, schlägt das islamische Herz der Stadt. Geprägt wird die Gegend östlich und südöstlich des Zentrums, zwischen Nil und historischer Zitadelle, von rund 600 historischen Gebäuden. Eine Moschee hier ist atemberaubender als die andere. Nicht umsonst ist das Viertel, errichtet im 14. Jahrhundert, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – wie auch die Pyramiden von Gizeh. Teile der Befestigungsanlage von einst sind noch vorhanden.
Gezira
Wo die Kunst wohnt
Gezira ist die größere der beiden besiedelten Nil-Inseln und eine Oase der Ruhe im Großstadtgetriebe. Hier, umgeben von Wasser, ist Kairo mondän, hier wurde 1988 das strahlend weiße neue Opernhaus errichtet, hier bohrt sich auch das höchste Gebäude der Stadt in den Himmel: der 187 Meter hohe Fernsehturm. Den Nordteil der Insel nimmt der Stadtteil Zamalek ein, mit feinen Restaurants am Flussufer und Luxushotels. Namhafte Kunstgalerien haben sich hier angesiedelt wie das Gezira Centre of Arts, die Picasso Gallery und das Akhenaten Centre of the Arts.
Roda
Wo der Wasserstand des Nils gemessen wurde
Auch die kleinere der beiden bewohnten Nilinseln, Roda, ist einen Besuch wert, hier geht es noch beschaulicher zu als auf Gezira. Im Südteil befindet sich eines der ältesten islamischen Bauwerke überhaupt – das Nilometer, das im achten Jahrhundert errichtet worden ist, zur Zeit des Umayyaden-Kalifats. Das prachtvoll dekorierte Gebäude mit seiner wunderschönen Kuppel diente der Messung des Wasserstands. Auch das Nordende von Roda ist sehenswert, hier locken der Al-Manial-Palast mit Park, eigener Moschee, Uhrenturm und spektakulären Räumen. Außerdem gibt es ein Museum, das der legendären Sängerin und Schauspielerin Umm Kulthum gewidmet ist.
Al Fustat, das koptische Alt-Kairo
Wo Maria und Josef Zuflucht fanden
Das Koptische Viertel ist einerseits Wiege des islamischen Kairo, aber ebenso auch die Wiege der Christenheit. Im ersten Jahrhundert nach Christus siedelten sich hier die ersten Christen an, im Schutz der Mauern, die von der römischen Festung Babylon übrig geblieben waren. Hier befinden sich die ältesten christlichen Kirchen weltweit, in einer Höhlenkapelle unter der Sergios-und-Bakchos-Kirche suchte angeblich vor 2.000 Jahren die Heilige Familie Zuflucht vor Herodes. Gut möglich, dass Maria und Josef auch aus dem Brunnen bei der Kapelle getrunken haben. Sieben Jahrhunderte später schlug hier dann der muslimische Eroberer und Gefährte des Propheten Mohammed, Amr ibn al-'As, sein Lager auf und gründete Al-Fustat.
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Downtown Kairo
Wo die Stadt europäisch ist
Westlich der islamischen Altstadt liegt Downtown Kairo, das moderne, quicklebendige Zentrum der Stadt. Nicht umsonst wird die Gegend mit besten Hotels und Nachtclubs als Paris am Nil bezeichnet, die Architektur ist kolonial und europäisch. Mittelpunkt ist der Tahrir-Platz mit dem Ägyptischen Museum, Schauplatz des Arabischen Frühlings, auf dem 2011 und 2012 Demonstranten wochenlang gegen die Regierung protestiert haben. In Downtown befinden sich der prunkvolle, neoklassizistische Königsplalast Qasr Abdeen und die geschäftigste Einkaufsstraße der Metropole, Talaat Harb. Auf der von Löwenstatuen gesäumten Qasr-al-Nil-Brücke treffen sich Verliebte zum Sonnenuntergang.
Neu-Kairo
Wo einmal sechs Millionen Menschen wohnen werden
In Kairo sind die Dimensionen einfach größer, und so darf es nicht wundern, dass ein Stadtteil, der auf dem Reißbrett schon fertig ist, Neu-Kairo oder auch el-Qahira al-Gadida, nicht nur für ein paar 100.000 Menschen ausgelegt ist. Sondern für sechs Millionen. Etwa 1,2 Millionen haben ihre neuen Wohnungen und Häuser schon bezogen. Im Jahr 2000 ist der Grundstein für den neuen Riesenstadtteil südwestlich vom Kairoer Stadtrand gelegt worden. Auch die Campusse der Amerikanischen und Deutschen Universität wurden hierher verlegt.
Nördliche Totenstadt
Wo Leben auf dem Friedhof ist
Die Friedhöfe von Kairo sind berühmt – was nicht nur an den prächtigen, teils jahrhundertealten Mausoleen liegt, mit denen sie aufwarten können. Sondern die Totenstädte, von denen es zwei gibt in der Mega-City, werden auch bewohnt. Die Grabmäler sind zum Teil kleine Häuschen mit mehreren Räumen, die in Kairo, wo Wohnraum Mangelware ist, nicht lange leer blieben. Die Verwaltung ist dazu übergegangen, die Areale auch mit Wasser und Strom zu versorgen, und zum Teil müssen die FriedhofsbewohnerInnen auch regulär Miete entrichten. Sehenswert in der Nördlichen Totenstadt al-Qarafa, für deren Besuch Du Dir allerdings einheimische Begleitung organisieren solltest, sind der Grabkomplex des Sultans Quaitbay, außerdem die Grabmoschee, die für den Sultan Faradsch ibn Barquq zu Beginn des 15. Jahrhunderts errichtet wurde.
Heliopolis, die Sonnenstadt
Wo der Luxus zuhause ist
Heliopolis ist die Schweiz von Kairo, ein gehobener Stadtteil, aus dem Wüstenboden gestampft im Nordosten der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bauherr war ein britischer Hobby-Ägyptologe, der sich eigentlich im Eisenbahnbau hatte engagieren wollen, aber nicht zum Zug gekommen war. Dann machte sich Baron Edouard Louis Joseph Empain auf einem 24 Quadratkilometer großen Areal inmitten von Nichts daran, eine Stadt des Luxus und der Freizeit hochzuziehen. Seine Sonnenstadt, wie Heliopolis übersetzt heißt, verfügt über breite Prachtstraßen, Pferderennbahn und Golfplätze. Heute leben in der Luxus-Gegend eine Million Menschen und sie ist längst mit Kairo vereint.
El Muski
Wo sich Kirchen und Museen treffen
El Muski, eine der besseren Gegenden von Kairo, schmiegt sich nordöstlich ans Zentrum. Das Viertel, in dem sich auch mal ein Verwandter des Sultans einen Palast errichten ließ, ist einen Besuch wert – allein schon wegen der drei Synagogen und drei Kirchen, die hier beheimatet sind. Ein Franziskanerkloster, das auch Forschungszentrum ist, gibt es ebenso. Zwischen dem El-Ataba-el-Khadra-Platz und der Port-Said-Straße liegen zudem zwei sehenswerte Museen: das Museum für Islamische Kunst und das Ägyptische Postmuseum, das die Geschichte der Post von Pharaonischen Zeiten bis heute nachvollzieht. Teil der Ausstellung in der Abdel Khaleq Tharwat Straße ist eine Briefmarkendruckmaschine.