Reisebericht
Fuerteventura als Familie: Was wir im Norden der Insel erlebt haben
Diese Geschichte beginnt eigentlich in Skandinavien. In Skandinavien? Ja, richtig gelesen: Denn im Jahr unseres Fuerteventura-Urlaubs verbrachten wir – mein Mann, unsere beiden Kinder und ich – die Sommerferien in Schweden. Und als sich Schweden nicht nur in der ersten, sondern auch in der zweiten Woche unseres Aufenthalts von seiner komplett verregneten Seite zeigte, wurde uns klar: Für die Herbstferien brauchen wir ein Ziel mit Sonnengarantie! Und so buchten wir noch aus dem Schwedenhäuschen heraus unseren Urlaub auf den Kanaren. Im Nachhinein kann ich sagen: Das war eine hervorragende Idee.
Quartier in Corralejo
Reisestart im gemütlichen Hotel
Nach etwa 40 Minuten Fahrt mit dem Mietwagen vom Flughafen erreichen wir das Hotel Las Marismas in Corralejo, das für die nächsten zehn Tage unser Quartier sein wird. Für dieses Hotel haben wir uns unter anderem deshalb entschieden, da es neben klassischen Halbpension-Angeboten auch die Möglichkeit bietet, in Selbstversorgungs-Appartements mit kleiner Küchenzeile zu wohnen – und das passt für unsere Gewohnheiten am besten: Mittags erkunden wir gerne und ausgiebig die lokalen Restaurants, während wir es als Familie morgens und abends am entspanntesten finden, unser Müsli beziehungsweise Brot, Oliven & Co gemütlich auf dem eigenen Balkon zu verspeisen. Unser Apartment liegt im ersten Stock, vom Balkon schauen wir auf die üppig grüne Gartenlandschaft. Die fröhlich-trubelige Geräuschkulisse vom Pool dringt kaum zu uns. Kurz: Es passt perfekt für uns. In den nächsten Tagen werden wir natürlich selbst im Pool planschen, die große (und großartig angelegte) Gartenlandschaft mit Bananenstauden etc. erkunden und auf der hoteleigenen Anlage Minigolf spielen. Allerdings sind wir vor allem nach Fuerteventura gekommen, um die Insel kennenzulernen und die legendären Strände zu finden – und wollen die Tage unterwegs und nicht beim Hotel verbringen.
Riesige Dünen, schöne Buchten
Auf ins Strandvergnügen
Das Städtchen Corralejo liegt ganz im Norden von Fuerteventura, und so machen wir in unserem Urlaub vor allem die Nordhälfte der Insel unsicher. Dank Mietauto – was ich nur empfehlen kann – sind wir mobil und unabhängig und machen uns gleich daran, unseren Lieblingsstrand zu finden. Was bei der Fülle und Vielfalt der Strände hier gar nicht so einfach ist.
Zunächst geht es an die Dünenstrände an der Ostküste, die wir in nur etwa zehn Minuten Autofahrt vom Hotel aus erreichen. Dazu sei gleich gesagt: Wer mit dem Schwimmen erst anfängt, ist hier nicht gut aufgehoben. Zumindest nicht im Wasser, denn die Wellen brausen, insbesondere an windigen Tag, ganz schön heran. Unser Sohn im Grundschulalter hat allerdings schon eine Menge Spaß dabei, sich mit Papa- oder Mama-Begleitung in die Brandung zu werfen. Und seine kleine Schwester buddelt sich mit Förmchen, Eimern, Schaufeln, Händen und Füßen durch den weichen Sand, von dem es hier mehr als genug gibt. Die Strände sind so groß, dass sie nie überlaufen sind. Am liebsten kommen wir am späten Nachmittag hierher, wenn die Sonne nicht mehr so kräftig scheint – Schatten ist nämlich Mangelware. Wenn die Sonne langsam tiefer sinkt, taucht sie die Dünen in unzählige Schattierungen und ein märchenhaftes Licht, das ich stundenlang bestaunen könnte.
Eine echte Entdeckung sind für uns die Strände rund um Cotillo im Nordwesten. Hier gibt es beides – einen großen, dem Wind ausgesetzten Strand südlich des Ortes El Cotillo, der bei der Surf-Crowd sehr beliebt ist. Unbezahlbar das stolze Grinsen unseres Sohnes nach seinen ersten Versuchen auf dem Bodyboard, die er hier unternimmt! Weiter nördlich liegt die Bucht La Concha, die vor Wind und Brandung geschützt ist und in der auch die kleineren Kids auf ihre Kosten kommen. Bei Ebbe bildet sich eine große Badewanne im hinteren Teil des Strandes, in der auch die ganz Kleinen ins Wasser gehen können. Vorsicht: Wenn die Flut kommt, werden Teile des Strandes überspült, und das geht manchmal schneller als gedacht! Wir haben es bei unserem ersten Besuch nicht geschafft, das Strandhandtuch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen – von diesem Moment an waren wir vorgewarnt.
Und die Stadtstrände von Corralejo? Für uns im Vergleich zu den anderen, mit dem Auto gut erreichbaren Küstenabschnitten kein Highlight. Es lohnt sich aber, für einen Sundowner bei der Sunset Lounge am östlichen Ende der Playa del Medio vorbeizuschauen; hier gibt es manchmal auch Live-Musik.
Sonnenaufgang auf dem Vulkan
Atemberaubende Aussichten und leckeres Frühstück
Ein absolutes Highlight erleben wir zur Halbzeit unserer Reise: Mein Mann hatte den Tipp aufgeschnappt, dass auf den Vulkankrater Calderon Hondo ein familientauglicher Wanderweg führt. Tatsächlich können wir mit dem Auto von Lajares aus auf einer Schotterpiste so nah an den rötlichen Krater heranfahren, dass noch etwa 45 Minuten bequeme Wanderung vor uns liegen, bis wir den Rand des Kraters auf etwa 280 Metern Höhe erreichen – das ist auch für die Kinder gut zu bewältigen. Der Clou: Wir sind früh aufgestanden und wandern noch vor Sonnenaufgang los. Der Weg ist bis auf eine in einiger Entfernung wandernde weitere Familie menschenleer. Oben angekommen, bietet sich nicht nur der beeindruckende Blick in den Krater, sondern auch die Aussicht über die Fuerteventura bis zum Meer – und das im Licht der gerade aufgehenden Sonne. Das ist auch für die Kids ein echter Wow-Moment. Wir alle waren dem vulkanischen Ursprung Fuerteventuras noch nie so nah. Unvergesslich! Man könnte die Wanderung hier oben fortsetzen und den Krater umrunden, doch das sparen wir uns und machen uns auf den Rückweg, sobald wir die Aussicht gebührend bewundert haben.
Nach dem Abstieg knurren die Mägen und wir kehren zum Frühstück in Lajares ein. Lajares liegt zwar nicht an der Küste, ist aber trotzdem so etwas wie der Treffpunkt der Surf- und Skateszene der Insel. Hier reiht sich ein cooles Café ans andere, dazu herrscht ein wunderbar entspannter Vibe, den Einheimische wie TouristInnen gleichermaßen zu schätzen scheinen. Wir landen in der Agua Tiki Bar etwas abseits der Hauptstraße und sind begeistert von leckeren Pancakes, viel frischem Obst und perfektem Kaffee.

Ulrikes Tipp
Die Bäckerei La Paneteca in Lajares, in der es nicht nur duftendes frisches Brot gibt, sondern auch allerlei süße und herzhafte Leckereien. Oft musst Du anstehen – aber es lohnt sich!
Corralejo Stadt
Liebe auf den zweiten Blick
Corralejo ist ein nahezu perfekter Ausgangspunkt, um den Norden von Fuerteventura zu erkunden. Aber wie ist die Stadt eigentlich selbst? Nun ja: auf den ersten Blick nicht gerade umwerfend! Es gibt viele Hotels, und mitten durch führt eine weitgehend charakterlose Straße, die von Geschäften voller Luftmatratzen und Badeschlappen sowie wenig einladenden Kneipen gesäumt ist. Auch rund um den Hafen finden wir es sehr touristisch. Andererseits kann man um diese Gegenden leicht einen Bogen machen. Nach einigen Tagen entdecken wir abseits der Shoppingstraßen unsere ganz persönlichen Highlights und beginnen zu erahnen, dass hier zwischen CoWorking-Spaces, Rooftop-Bars und SurferInnen-Läden eine ganz entspannte Community lebt. Ins Herz geschlossen haben wir zum Beispiel das Restaurant Avenida, das stets gut besucht ist und authentische kanarische Küche mit super kinderfreundlichem Service bietet. Toll für Familien ist auch das kleine vegane Restaurant Baobab, bei dem wir auf einem kleinen Platz lauschig unter Bäumen und direkt neben einem großen Spielplatz sitzen. Etwas versteckt in einer Seitenstraße liegt das Restaurant La Arrocería: Hier gibt es traditionell zubereitete Paella, die in der großen Eisenpfanne serviert wird. Die Wartezeit ist recht lang, aber der Genuss dafür umso größer. Wer wie wir mit Kindern unterwegs ist, sollte ein paar Spiele zum Überbrücken der Wartezeit dabeihaben.
Fuerteventura mit dem Mietwagen erleben


Ausflug nach Lobos
Achtung, schattenfreie Zone!
Im Hafen von Corralejo starten auch alle möglichen Bootsausflüge. Wir entscheiden uns am vorletzten Tag unseres Urlaubs für die Überfahrt nach Lobos. Diese unbewohnte Insel liegt nur etwa 20 Minuten Bootsfahrt von Corralejo entfernt. Die Fahrt über das in den schönsten Blautönen schimmernde Meer erweist sich für uns alle vier dann allerdings auch als das Beste an diesem Ausflug. Denn Lobos selbst strahlt in seiner absoluten vulkanischen Kargheit zwar eine gewisse Faszination aus, aber für längere Wanderungen ist es, vor allem mit zwei kleinen Kindern, viel zu heiß und schattenlos. So entscheiden wir stattdessen eine Badepause in einer kleinen Bucht in der Nähe des Bootsanlegers an, und fahren bald wieder zurück. Den letzten Tag verbringen wir dann mit ein paar Stunden an den Dünenstränden von Corralejo, mit ausgiebigem Planschen im Hotelpool und – mit der Revanche-Runde beim Minigolf, die ich meinen Kindern hoch und heilig versprochen hatte.
P.S.
Fuerteventura hat uns nicht mehr losgelassen – seit dieser Reise haben wir bereits ein weiteres Mal die Herbstferien in Corralejo verbracht und die nächste Reise ist bereits gebucht. Aber auch Schweden bekommt mit Sicherheit nochmal eine Chance, es hat uns nämlich selbst im Regen richtig gut gefallen!