Hallo Sunnygirl
Vielleicht hilft dir bei der Entscheidungsfindung mein, zugegeben etwas lang gewordener Reisebericht, den ich schon einmal in das Forum gestell habe:
Obwohl meine Frau und ich von Kreuzfahrten im allgemeinen wenig bis nichts halten, entscheiden wir uns anlässlich einer Ferienmesse und einem Besuch am Messestand des “African Safari Clubs”, eine zweiwöchige Kreuzfahrt auf dem Indischen Ozean zu buchen. Unser Vorurteil: 3’000 und mehr Passagiere, unpersönliche Buffetrestaurants, uralte begüterte Kunden, Kleidervorschriften, langweilige Bordaktivitäten und nicht zuletzt, die in der Regel bis ins letzte Detail organisierten überteuerten Landgänge, ein Horror für uns Individualtouristen, müssen wir begraben. Die aufgestellten African Safari Club Hostessen versichern uns glaubhaft, dass es sich bei dem Clubschiff um ein familiäres kleines Kreuzfahrtschiff mit maximum 250 Passagieren und 130 Besatzungsmitgliedern handelt. Das Durchschnittsalter der Gäste sei relativ jung, die Kleidervorschriften, ausgenommen beim festlichen “Captains Dinner” leger und die Bordaktivitäten auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Auch die Landgänge können ohne Probleme auf eigene Faust organisiert und durchgeführt werden. Lediglich die Auslaufzeiten sollte man beachten. Warten auf vermisste Passagiere könnte den gesamten Fahrplan durcheinander bringen und dem Kapitän einige Sorgen bereiten. Das alles hat uns überzeugt und wir buchen eine Außenkabine mit einem runden Guckloch auf dem Caribbean Deck, knapp über dem Wasserspiegel zu einem sehr moderaten Preis. Schließlich sind wir Rentner und geben uns nicht mit einer dunklen Innenkabine zufrieden! Zerknirscht muss ich allerdings gestehen -- über uns gibt es noch ein Pacific Deck und ein Riviera Deck mit Deluxe-Kabinen, Superior-Suiten bis zur Präsidenten-Suite. Aber in diesen Kojen kann man auch nur schlafen! Den krönenden Abschluss macht dann noch das Promenade Deck und das Sun Deck mit dem Bordpool und den verschiedenen obligaten Einrichtungen wie Bars, Restaurants, Lounge, Casino, Dancing, Fitnessraum und noch vieles mehr für die Passagiere.
Vor Reiseantritt erkundige ich mich noch bei Kreuzfahrtprofis um zusätzliche Tipps betreffend “standesgemäße” Rentner-Klamotten. Die Profis empfehlen uns sportlich elegante Kleidung und für das obligate “CAPTAINS DINNER”, dunkler Anzug mit Krawatte für den Herrn und für die Dame langes oder kurzes elegantes Abendkleid oder Abendanzug. Da ich seit meiner Pensionierung im Gegensatz zu meinen beruflichen Tätigkeiten prinzipiell in fremden Landen nicht mehr in 5 Sterne Hotels ********, bei Flugreisen anstelle Business die Holzklasse bevorzuge und Veston mit dazu passender Krawatte bei unseren Ferientrips zu Hause im Kleiderschrank einsperre, entschließen wir uns für eine legere, mehr oder weniger sportliche Kleidung.
So ausgerüstet reisen wir zufrieden auf dem Luftweg nach Mombasa in Kenia. In einem African Safari Club-Hotel nutzen wir die Gelegenheit, uns bei Speis & Trank anzuklimatisieren und dann ist es soweit: 13 30 Uhr -- Einschiffung in MOMBASA auf die “MS ROYAL STAR”. Einchecken, Kabinenbezug und kleiner Orientierungsrundgang auf der Kleinen und ist man mal an Bord, doch so Großen “MS ROYAL STAR”. <<Und jetzt ein kühles Bier in einer Bar auf Deck, signalisiert mein Hirn!>>. Daraus wird nichts. Ein aufgelegtes Tagesprogramm in unserer Kabine sowie permanente Lautsprecherdurchsagen machen solch frommen Wünsche brutal zu Nichte. 15 45 Uhr -- “SEENOT-RETTUNGSÜBUNG” ist angesagt. Stress pur! Schwimmweste suchen, Bedienungsanleitung lesen, Weste überstülpen, den vorgeschriebenen Treffpunkt suchen und finden. 15 Minuten intensive Theorie, die die grauen Hirnzellen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen und ab auf das Aussendeck. Begrüßung durch unseren griechischen Kapitän: “Captain Vagelis Aravantinos“. Ein Frauenschwarm in seiner weißen Uniform, umgeben von seinen Offizieren.
Zum Glück verzichtet der Kapitän und sein Kader auf praktische Übungen wie besteigen der Rettungsboote, Wasserung und ein Sprung ins Meer vom obersten Deck. Ende der Rettungsübung und Tea-Time am Pool, respektive Bier-Time am Pool für mich!
Und dann ist es soweit: 17 00 UHR -- die “MS ROYAL STAR” verlässt MOMBASA, begleitet von einem Lotsenboot und nimmt Kurs auf ZANZIBAR (Nm 138 = 255 km). Rund 160 Passagiere haben gebucht! Ein Traum, wenn ich an Kreuzfahrtschiffe mit 3’000 und mehr Passagieren denke. 20 30 Uhr -- “WELCOME DINNER”. Das von philippinischem Personal (Chef de Service, Oberkellner, Kellner und Weinkellner!) perfekt angesagte und servierte mehrgängige Wahl-Dinner, begleitet mit einem herrlichen Tropfen aus dem Bordeaux ist schlicht und einfach einsame Spitze. Und das erstaunliche, wir werden bereits am ersten Abend und den folgenden mit unseren Namen begrüßt. Anschließend Tanz und um 24 00 Uhr ein Mitternachtssnack. Bummel über das Sun Deck, Erholung in einem bequemen Deckkorbstuhl, Schlummertrunk und ab ins Körbchen.
08 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” läuft in den Hafen von ZANZIBAR ein. Da der Pier mit Frachtschiffen, die in der Regel immer Vorrang haben voll besetzt ist, werden wir mit unseren zwei Tenderbooten an Land gebracht. Wir verzichten auf die organisierten Landgänge und benutzen den Tag, Zanzibar Town auf eigene Faust zu erkunden. Obligate Zollkontrolle an Land mit Prüfung unseres Visums, funktioniert auch ohne Reisebegleitung und ab in das farbenfreudige Getümmel und in die mit herrlichen Gewürzdüften geschwängerten Stadt. Die sehenswerten Fleisch, Fisch, Gewürze, Gemüsemärkte und die quirlige Altstadt “Stone Town” muss man hautnah erlebt haben. Und dann der alte Dhow-Hafen. Die Zeit stand still! Wenn man die alten Segelschiffe, die zwischen Zanzibar und der ostafrikanischen Küste pendeln etwas näher unter die Lupe nimmt, glaubt man sich um 100 Jahre zurück versetzt. Die z.T. gewichtigen Lasten werden von kräftigen schwitzenden Schwarzen, vergleichbar mit den ehemaligen bedauernswerten und ausgenutzten Sklaven, ohne jegliche Hilfsmittel auf dem Rücken an Bord gebracht. Dieses “Inselchen” wäre bestimmt einen längeren Aufenthalt wert, aber eben, unser Kapitän wartet und will in See stechen.
16 15 Uhr -- “MS ROYAL STAR” verlässt ZANZIBAR und nimmt Kurs auf die Inselgruppe der KOMOREN zwischen OSTAFRIKA und MADAGASKAR -- Insel MAYOTTE (Nm 526 = 974 km). Obligates perfektes Dinner, Show, präsentiert vom Royal Star Cabaret, Tanz zum Abspecken und Mitternachtssnack und wir sind wieder reif für unsere Koje. Am folgenden Tag ist “dolce far niente” auf See angesagt. Obwohl unzählige Aktivitätsprogramme angeboten werden, sportliche und etwas weniger sportliche -- meine Frau und ich passen und wenden uns weiteren empfehlenswerten Annehmlichkeiten zu. Ein Drink am Pool, Badeplausch im Pool, ein Drink auf dem Sun Deck, ein leckerer herrlich schmeckender kleiner Lunch, begleitet mit einem kühlen Bier auf dem Promenade- Deck. Für das mehrgängige Mittags-Schlemmermenu im klimatisierten Restaurant haben wir nur ein mitleidiges Lächeln! Tea Time am Pool mit hausgemachtem Konfekt und die Sonne versinkt schon wieder langsam im Meer. Sportlich mit einem Bier in der Hand, schaue ich noch aus meinem bequemen Deckliegestuhl den Gästen zu, die sich aktiv am Bord-Angebot “Walk a mile zum Sonnenuntergang mit Alex” beteiligen. Schmunzelnd stelle ich fest, dass von den anfangs etwa 20 sportlichen Teilnehmern, am Schluss des Walkings noch zwei Gäste schweißtriefend hinter Alex herwatscheln! Das gute Essen und die Drinks zeigen Folgen! Und der arme Alex macht ja nur seinen Job. Heute läuft das abendliche Dinner unter dem Motto “LORD NELSON DINNER”, wie gewohnt ein reiner Genuss. Und wieder geht, nach den anschließenden Veranstaltungen ein geruhsamer Tag auf See zu Ende.
08 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” ankert strömungsbedingt zwischen den beiden vorgelagerten Inseln PETITE TERRE und der Hauptinsel GRANDE TERRE. Per Tenderboot setzen wir zur Landestelle in MAMOUDZOU über, der Hauptstadt der KOMOREN. Wir verzichten wiederum bewusst auf eine geführte Tour inmitten “Touris” und erforschen auf eigene Faust zu Fuß MAMOUDZOU, den farbenprächtigen Markt und die nähere traumhafte Umgebung. Freundliche Einheimische erklären uns, wie man mit der Kursfähre zur Insel PETITE TERRE übersetzen kann. Gefragt getan, nachdem wir uns eingehend vergewissert haben, dass eine Fähre rechtzeitig wieder zurück ist, damit wir das letzte Tenderboot nach Hause, resp. auf die “MS ROYAL STAR” noch erwischen und dem Kapitän und eventuell frustrierten Passagieren nicht unnötig Magenschmerzen bereiten. Im Gegensatz zu ZANIZIBAR können wir uns auf MAYOTTE französisch unterhalten und mit französischen Francs bezahlen. Etwas gewöhnungsbedürftig, nachdem wir uns auf ZANZIBAR auf englisch verständigten und mit tanzanischen Schilling bezahlten.
16 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” verlässt MAYOTTE und nimmt Kurs auf MADAGASKAR -- NOSY BÉ (Nm194 = 359 km). Heute ist ein “FRANZÖSISCHES DINNER” angesagt mit anschließendem Lotto, Jazz Show, Tanzwettbewerb und den üblichen Aktivitäten. Anschließend obligates genießen von Mond und Sternen in der warmen Nacht und die endlosen Weiten des ruhigen indischen Ozeans aus dem Blickwinkel eines bequemen Korbstuhles auf dem Sun Deck. Begleitmusik: Das beruhigende gleichmäßige dumpfe Dröhnen der Schiffsmotoren! Hin und wieder setzt eine Seemöwe im Licht der Bordbeleuchtung auf den Decks auf und wartet geduldig auf einen Leckerbissen. Erstaunlich: Hunderte von Kilometern vom Festland entfernt und nur möglich, weil die intelligenten Vögel vorbeifahrende Fracht- und Kreuzfahrtschiffe als fahrende Gourmet-Futterinseln benutzen.
07 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” liegt auf der Reede vor NOSY BÉ. Nachdem das Schiff von den örtlichen Behörden freigegeben wurde, bringen uns die Tenderboote an Land. Permanent umringt von fliegenden Händlern mit einem großen Früchteangebot in ihren schmalen Auslegebooten. Ein Bilderbuch Sujet! NOSY BÉ (große Insel) wird nicht umsonst “Perle des Ozeans oder gar Tahiti von Madagaskar” genannt. Und auch die Hauptstadt HELL-VILLE, in der das Leben so ruhig wie zu Kolonialzeiten verläuft, ist nicht nur ein Geheimtipp von Globetrottern und Rucksacktouristen. Am Hafen warten bereits die Busse für die organisierten Trips. Wie gewohnt durchstreifen wir aber dieses kleine Städtchen mit rund 10‘000 Einwohnern auf eigene Faust und besichtigen lebhafte Schulen mit fröhlichen Kindern in Schuluniformen, Stadttheater und Märkte. In einem gemütlichen Kolonialbeizli, geführt von einem Franzosen aus Bordeaux, treffen wir zwei sympathische Aussteiger aus Deutschland. Die zwei sind eben erst auf etwas abenteuerliche Weise angekommen und planen ein Camp für Rucksack-Traveller in HELL-VILLE. Viel Glück! Auch MADAGASKAR wäre eine längere Reise wert, aber wie schon auf SANSIBAR -- unser Käpten will weiter!
17 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” verlässt NOSY BÉ und nimmt Kurs auf die SEYCHELLEN -- LA DIGUE/PRASLIN. (Nm = 748 = 1’385 km). Ein “BUFFET MANIFIQUE” unter den Sternen lautet das Dinner-Motto, eine Ueberraschungs-Show und eine Tropische-Show ist vorgesehen und anschließend Tanz unter den Sternen. Einmal mehr ein gelungener Abend!
Heute ist Erholung auf See angesagt. Ich verfolge aus sicherer Distanz die Aktivitäten: “Walk a Mile” mit Alex, “Wasser Gymnastik” und “Guten Morgen Gymnastik” mit Tanya. Die Profis machen ihre Arbeit gut! Ich hege aber andere Interessen und steige auf die Brücke und beobachte den Kapitän und seine Offiziere bei ihrer Arbeit im Kommandoraum. Der Kapitän sichtet mich offensichtlich erfreut, kommt auf die Brücke und fragt mich: <<Ob mich die nautischen Ausrüstungen interessieren und welchen Beruf ich ausübe?>>. Selbstverständlich bin ich interessiert. Und dann geht die Post ab. Über eine Stunde erklärt mir der Kapitän die Geheimnisse der halbautomatischen Steuerung, der Sicherheitseinrichtungen, die Funkstation, den Bordcomputer, das Navigationssystem “INMARSAT Satellite Communications“, das Arbeiten im Kartenraum mit den Berechnungen der Route unter Berücksichtigung der Windverhältnisse, der Strömungen und des Wetters. Und zu guter Letzt überlässt er mir das Steuer. Als “Minijacht-Böötli” erprobter Süßwasserkapitän auf dem stürmischen Neuenburgersee steuere ich den Kahn, immerhin 120 m Länge, 15,5 m Breite und einer Geschwindigkeit von 16 Knoten = ca. 30 km/h locker vom Hocker und cool Richtung SEYCHELLEN! Leider haben das die wenigsten Passagiere mitbekommen! Heute abend ist “ITALIENISCHES DINNER” mit anschließender Filipino Show angesagt. Auch dieser Abend geht mit einem “Late-Nigth- Snack” und anschließender Disco für Nachteulen zu Ende.
Heute ist der zweite Tag Erholung auf See angesagt. Auf dem Promenadendeck bin ich mit dem Decksteward, “Moreno“, einem gebürtigen Kolumbianer ins Gespräch gekommen. “Moreno” schätzt es, sich mit mir auf spanisch zu unterhalten. Ich muss nur irgendwo Platz nehmen und schon ist “Moreno” im Anmarsch und bringt mir ein kühles Bier. Das ist Service! Und beim Abschied ein gutes Trinkgeld wert. Apropo Trinkgeld: Das Merkblatt mit Angaben “welchen Bordangestellten man ein Trinkgeld in unterschiedlicher Höhe überreichen sollte!”, haben wir ignoriert und im “Rundordner” entsorgt. Wir haben nur die Angestellten mit einem großzügigen Trinkgeld beglückt, die uns während der gesamten Reise zu unserer vollen Zufriedenheit bedient und umsorgt hatten. Interessant: Einige dieser hilfreichen und freundlichen Geister waren auf dem Trinkgeld-Merkblatt mit keinem Wort erwähnt!
Auf dem Tagesprogramm sehe ich, dass Morgen das “CAPTAINS DINNER” angesagt ist. Und schon wird meine Frau Bedi mit einem Schreckensgedanken konfrontiert: “Was passiert, wenn wir an den Tisch des Kapitäns eingeladen werden und das ohne standesgemäße Gala-Klamotten!” Ich beruhige Bedi. Als Tischgäste des Kapitäns werden mit Sicherheit keine (fast) Unterwasserpassagiere, sondern VIP Gäste aus den Superior-Suiten eingeladen. Und wir halten uns an unserem Tisch in gebührender Entfernung, etwas deplaziert zwar, aber still. Also alles ok. Nicht ganz! Am Abend sichte ich ein Couvert auf dem Tisch in unserer Kabine. Bedi befürchtet Schreckliches. Ich öffne das Couvert und lese:
Sehr geehrter Herr und Frau ....
Kapitän Vagelis Aravantinos würde sich freuen, Sie morgen abend zum Dinner ins Belvédere Restaurant an seinen Tisch einladen zu dürfen.
Datum: 11. Februar 2001
Treffpunkt: 20 00 Uhr in der Marco Polo Lounge zum Cocktail.
Wir bitten um Bestätigung bis morgen 16 30 Uhr an der Réception. Herzlichen Dank.
Darauf die Reaktion von Bedi: <<Ich bleibe in der Kabine und bin krank. Du kannst allein hingehen und dich blamieren!>>. Mal abwarten. Morgen laufen wir in PRASLIN ein und dann sehen wir weiter.
08 00 Uhr -- MS ROYAL STAR liegt auf der Reede von PRASLIN. Nachdem das Schiff von den örtlichen Behörden freigegeben wurde, bringen uns die Tenderboote an die Anlegestelle von PRASLIN. Auch hier interessiert uns der organisierte Ausflug auf die Insel LA DIGUE nicht im geringsten.Wir erkundigen uns bei den Einheimischen und lösen für die Überfahrt auf die Insel ein Ticket mit der lokalen Fähre. Die Fahrt inmitten von fröhlichen Einheimischen ist allein schon ein Erlebnis. Diese kleine Dschungelinsel gilt als eine der schönsten auf den SEYCHELLEN. Anstelle von Autos zirkulieren Ochsenkarren und Fahrräder. Wir erkunden die tropische Insel mit Mietfahrrädern auf einigermaßen akzeptablen angelegten Fahrradwegen. Mitten im Dschungel geraten wir in ein heftiges Tropengewitter. Kurzer Stopp in einem Dschungelbistro und durchnässt bis auf die Haut flüchteten wir zurück zur Fähre und anschließend mit dem Tenderboot auf die trockene “MS ROYAL STAR“.
Erster Gang zur Réception und zernirschte und kleinlaute Entschuldigung: <<Wir haben nichts anzuziehen für das “CAPTAINS DINNER!” und müssen leider passen>>. Die Sekretärin des Kapitäns schmunzelt und informiert mich: <<Der Kapitän wünsche ausdrücklich, dass wir an seinem Tisch Platz nehmen. Ich hätte mich intensiv für die nautischen Ausrüstungen interessiert und bestelle jeweils zum Dinner einen Bordeaux, den auch er sehr genieße>>. Und betreffend Kleidung: <<Kein Problem -- wir sollen anziehen was uns passt und wenn ich es wünsche, könne sie mir eine Krawatte entlehnen!>>. Ich wünsche nicht! Alles andere als zufrieden, aber Bedi bleibt nicht in der Kabine und spielt nicht krank. Geschafft!!
Und dann ist es soweit: 20 00 Uhr -- wir treffen pünktlich in der Marco Polo Lounch ein. Bedi mit schwarzer Hose und immerhin etwas festlicher Bluse und Jacke, ich in heller Hose, schwarzes Kurzarmhemd ohne Krawatte und schwarzen Schuhen. Abgerundet mit einem schwarzen Seidenlumber. Nicht unbedingt Gala! Unter den Augen vieler neugieriger Gäste, die sich vor dem Galadinner ebenfalls in der Lounge aufhalten, werden wir von der persönlichen Sekretärin des Kapitäns an einen reservierten Tisch geleitet. Begrüssung durch den Kapitän, gemeinsame Vorstellung der VIP-Gäste und dann werden Champagner und Apérohäppchen offeriert. An der Bar die verwunderten Blicke zweier junger Schweizerinnen, die es als guten Witz auffassten, als ich ihnen am Nachmittag so beiläufig sagte, dass wir das “CAPTAINS DINNER” gemeinsam mit dem Kapitän einnehmen werden. Ich kann es nicht verkneifen, ihnen verschmitzt und lässig zuzuwinken. Solche Momente muss man bis ins Detail auskosten!
20 30 Uhr -- die Sekretärin geleitet uns an den reservierten Kapitänstisch. Top Organisation. Namensschilder weisen uns die zugeteilten Plätze zu. Erneute Schreckenssekunde bei meiner Frau. Am Platz neben ihr -- kein Namenschild! Des Rätsels Lösung: Der Kapitän nimmt Platz zwischen meiner Frau und einer blonden Französin. Der Chef de Service stellt persönlich das mehrgängige Gault Millau Menu vor und übergibt anschließend das Zepter dem Chefweinkellner. Und jetzt folgt mein großer Auftritt. Unter den Augen der uns permanent beobachtenden nicht so privilegierten Gäste, reicht mir der Kapitän die gutbestückte Weinkarte mit den freundlichen Worten: <<Suchen sie bitte einen exzellenten passenden Wein aus!>>. Das habe ich auch getan. Einem Kapitän soll man nicht wiedersprechen! Und der Wein schmeckte dem Kapitän und den geladenen Gästen. Nehme ich mal an. Das Dinner und der unterhaltsame Abend mit dem Kapitän, seiner aufmerksamen Sekretärin und den sympathischen Gästen aus Frankreich und Deutschland war ein voller Erfolg! Und Bedi ist zufrieden, erlöst und amüsiert sich auch. Kurz und bündig: Ein gelungener Anlass!!
Am folgenden Morgen nach dem Frühstück: Kleine Episode zum Schmunzeln. An Bord befand sich auch ein eingebildeter arroganter Franzose aus einer Luxus-Suite. Hochnäsig stolzierte er wie ein Gockel in seinen karierten Designer-Hosen (wir sprachen nur vom Schlossherrn!!) über die Decks, nie ein Lächeln auf dem Gesicht, reservierte überall Liegestühle ohne sie zu benutzen, erwiderte keinen Gruß, entschuldigte sich nicht wenn er Gäste touchierte, behandelte das Personal wie den letzten Dreck, kurz gesagt ein Rüpel. Und jetzt das erstaunliche. Als wir dem “Rüpel” am Tag nach dem “CAPTAINS DINNER” begegnen, grüßt er uns sehr zuvorkommend, tätschelt freundlich lächelnd den Arm meiner Frau, macht aufmerksam Platz und schaut uns wohlwollend nach.
Ein Wunder! Nein, ich glaube eher, der Schlossherr hat uns am “CAPTAINS DINNER” intensiv beobachtet und sich seine eigene Meinung gebildet: “Einflussreiches Paar, die Frau als Tischnachbarin des Kapitäns, Mann mit weitgehenden Beziehungen, Politik, Militär, Handel, Industrie?” So oder so -- Geladene Gäste am “CAPTAINS DINNER” sind keine Privilegien, die unbedeutenden “Nobodys” zustehen! Lassen wir ihn in seinem Glauben.
04 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” verlässt PRASLIN und nimmt Kurs auf MAHÉ (Nm = 227 = 50 km).
08 00 Uhr -- “MS ROYAL STAR” erreicht den Hafen von VICTORIA/MAHÉ. Erstmals können wir das Schiff ohne Tenderboote verlassen. Zu Fuß über die Gangway erreichen wir den Pier. Wir erkunden VICTORIA, die Hauptstadt der Insel MAHÉ und die nähere Umgebung. Zwischendurch erholen wir uns an Bord und schauen dem regen Ein- und Auslaufen unzähliger Frachtschiffe aus allen Herren Ländern zu. Jetzt passiert es. Am Bug, also vorne und am Heck, also hinten unserer “MS ROYAL STAR” parkieren, respektive ankern zwei Riesenkreuzfahrtschiffe mit Minimum je 3’000 und mehr Passagieren an Bord. Lachend schauen diese Banausen aus schwindeleregender Höhe von ihren Decks hinunter auf unser oberstes Sun Deck. Was bleibt mir anderes übrig, als auch lachend, wenn auch frech hinaufzublicken. Lassen wir das und ignorieren diese Massenkreuzfahrer!
20 30 Uhr -- Zum letzten Mal wird das Dinner, heute unter dem Motto “CREOLISCHES DINNER” serviert. Mit einer New Classics Show, Tanz und gebackenen Maccaroni als Mitternachtssnack und anschließender Disco, geht auch dieser letzte Abend einer erlebnisreichen und einmaligen 3’024 km langen Seereise, ohne Aerger und Sturm zu Ende.
11 15 Uhr -- Beginn der Ausschiffung. Die Passagiere verlassen die “MS ROYAL STAR” über die Gangway und werden unten an der Treppe vom Captain Vagelis Aravantinos und seinen Offizieren verabschiedet. Einige Gäste verabschieden sich mit Handschlag andere mit freundlichem Kopfnicken. Bedi macht mir heute noch Vorwürfe, weil ich das Abschiedsprozedere nicht im Bild festgehalten habe. Der Kapitän umarmt mich zum Abschied (ist in Griechenland unter Freunden üblich) wendet sich meiner hinter mir gehenden Frau zu, umarmt auch sie und küsst sie auf beide Backen. Und dieser Abschiedshöhepunkt ist nicht für die Ewigkeit festgehalten. Und ich habe es nicht einmal gesehen. Bedi wird mir das nie verzeihen!
Mit Bussen werden wir zum internationalen Flughafen von MAHÉ gebracht.
14 00 Uhr -- Abflug und 15 30 Uhr -- Ankunft in MOMBASA!
Wir verbringen noch eine geruhsame Woche bei Speis & Trank im African Safari Club-Hotel “Paradise Beach” in MOMBASA und lassen die einmaligen Erlebnisse (inkl. Gewichtszunahme!!) unserer ersten, in jeder Beziehung gelungenen Kreuzfahrt Revue passieren!
Gruss
Pesche