Urlaubstipp
Nordsee Wattwanderung: Von Föhr nach Amrum
Es ist so eine Sache mit Föhr und Amrum. Seit jeher haben sich die beiden Inseln augenzwinkernd in den Haaren, welche von ihnen die schönere, die bessere nordfriesische Insel ist. „Das Schönste an Föhr ist der Blick auf Amrum“, sagt Rainhard Boyens und macht damit unmittelbar nach unserem Zusammentreffen klar, auf welcher Seite er steht. Der 45-jährige Wattführer lebt schon sein ganzes Leben auf Amrum.
Wir treffen uns allerdings auf Föhr, um an diesem Tag etwas Einmaliges zu erleben. Wir wollen bei Ebbe von Föhr nach Amrum wandern. Nirgendwo sonst in der schleswig-holsteinischen Nordsee kannst Du bei Niedrigwasser von einer auf die andere Insel laufen.
„Normalerweise machen wir die Tour von Amrum nach Föhr“, sagt Rainhard Boyens. Das sei wegen des steten Westwindes entspannter, den er im Rücken hat. „Aber so rum wie heute mag ich’s lieber, dann muss ich nicht die ganze Zeit auf Föhr gucken.“ Wir lachen laut.
Acht Kilometer, fünf Windstärken
Startpunkt dieser besonderen Wattwanderung ist Dunsum im Westen Föhrs. Von hier geht es kreuz und quer über den Nordseegrund – insgesamt acht Kilometer. Eigentlich liegen die beiden Inseln nur zwei Kilometer auseinander. Gerade rüberlaufen ist allerdings nicht möglich. Südlich von Föhr befindet sich ein großer Priel, um den wir herumlaufen müssen. Ein Priel ist eine Art tieferer Wasserlauf im Watt.
„Hier, die kannst du anziehen“, sagt Rainhard kurz vor dem Start und drückt mir eine Badehose in die Hand. „Es könnte nachher ein wenig feucht um die Hüfte werden.“ Na, dann kann es ja losgehen.
Unsere Füße patschen im flachen Uferwasser auf die ersten Strömungswellen, die sich im trittfesten Sandwatt gebildet haben. Es quietscht und quatscht ganz herrlich – aber die Wanderung ist auch nicht ganz ohne. Das Wetter ist toll, und wir atmen jede Menge gesunde Aerosole ein. Allerdings fegen uns unentwegt fünf Windstärken ins Gesicht, das geht auf die Kondition.
Endlich ist das Heimweh weg
Nach gut anderthalb Stunden ist es Zeit für die Meisterprüfung: den großen Priel vor Amrum. Den können wir nicht umlaufen, da müssen wir durch. „Normalerweise reicht das Wasser hier bei Ebbe bis zum Knie – heute könnte es wegen des Windes etwas mehr werden“, warnt mich Rainhard Boyens vor. Wenige Sekunden später stehe ich bis zum Bauchnabel in der 17 Grad frischen Nordsee. Es fühlt sich kalt an, weil ich vom Gegenwind inzwischen reichlich erschöpft bin. Aber die Faszination wirkt noch stärker.
Wir stapfen die letzten Meter bis zum Ufer, die triefende Badehose ist wieder freigelegt und mir wird bewusst, was hier gerade passiert ist: Wir sind von einer Insel auf eine andere gelaufen. Den Gedanken finde ich total irre. „Ja, das geht mir genauso – auch nach 25 Jahren noch“, sagt Wattführer Rainhard. „Und das Schöne ist: Jetzt spüre ich, wie die Melancholie mein Herz verlässt. Endlich hab ich kein Heimweh mehr.“
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