Geschmacksache
Essen weltweit: Die kuriosesten Delikatessen
Willkommen zu unserer kleinen kulinarischen Abenteuerreise. Erforsche mit uns die faszinierend-seltsame Welt der kuriosesten Delikatessen. Von exotischen Insekten bis hin zu ungewöhnlichem Käse – betrachte im Schnelldurchgang die Vielfalt an Speisen, die die kulturelle Vielfalt unserer Welt widerspiegeln. Obwohl uns WestlerInnen die kulinarischen Traditionen einiger ferner Länder nicht nur in Erstaunen bringen, sondern auch mit echten ethischen Skrupeln belegen, so ist es dennoch interessant, sie zu erfahren. Vor Ort kannst Du Dich dann gegebenenfalls beim mutigen Probieren von den unerwarteten Geschmackserlebnissen überraschen lassen. Bereite Deinen Gaumen schon jetzt auf eine unvergessliche Reise vor.
Frittierte Vogelspinne aus Kambodscha
Nichts für Menschen mit Arachnophobie
Das ist die ultimative Mutprobe und Herausforderung für all jene, die Spinnenphobie haben, denn hier landet ein schönes Stück Vogelspinne auf dem Teller beziehungsweise zwischen den Stäbchen. Als knusprige Delikatesse und beliebter Snack gilt die Vogelspinne in Kambodscha und in Teilen Thailands. Es heißt, diese Speise ist aus Not entstanden, als während der blutigen Zeit der Rote-Khmer-Diktatur in Kambodscha die Nahrungsmittel knapp wurden. Als besonders lecker gilt die gestreifte Vietnamesische Vogelspinne, auch Thai-Spinne genannt (Haplopelma albostriatum). Sie wird heutzutage in manchen Gegenden, beispielsweise in Skuon, als echter Delikatessen-Snack zum Bier verspeist. Aber nicht nur der Anblick der knusprig frittierten Spinne von beachtlicher Größe ist gewöhnungsbedürftig. Auch ihre Zubereitung ist nichts für schwache Nerven und auch nichts für TierschützerInnen. Der Spinne werden beim lebendigen Leib die Giftzähne oder Klauen ausgerissen, sie wird in einem Gemisch aus Glutamat, Zucker und Salz gewälzt und anschließend lebendig in Knoblauchöl in der Pfanne frittiert. Es heißt, die Spinne schmeckt etwas nach Kabeljau und Huhn in einem.
Tausendjährige, Hundertjährige Eier aus China
Der Name verspricht mehr, aber der Geschmack wird Dich umhauen
Berühmt sind sie, die Tausendjährigen oder Hundertjährigen Eier aus China, obwohl sie tatsächlich nicht so lange eingelegt werden, doch die Methode der speziellen Konservierung ist tatsächlich über 1.000 Jahre alt. Für die Prozedur werden in China oder Laos Enteneier verwendet, aber auch Hühnereier haben ihre LiebhaberInnen. Die Eier werden drei Monate lang in einer Art Pampe aus verschiedenen Zutaten eingelegt und halten sich danach in einem permanenten Reifungsprozess mindesten drei Jahre lang. Für die Marinade werden für uns WestlerInnen sehr wilde Kombinationen verwendet: Teeblätter, Fenchelsamen, Anissamen, Piniennadeln, Szechuanpfeffer und dann noch spezifische Zugaben, um die Zersetzung der Schale zu animieren, als da wären Kalk, Sägespäne und Holzasche. Die Rezepte können stark variieren, was den Geschmack der fertigen Eier entsprechend stark beeinflusst und die Eier mal mild, mal regelrecht bissig schmecken lässt. So manches Ei wird von einem urinartigen Geruch begleitet, was für viele möglicherweise die größte Hürde beim Genuss der Tausendjährigen sein wird. Während des dreimonatigen Reifungsprozesses kommt es zu einer Veränderung der Konsistenz des Dotters, der breiig wird und einen grünlichen Farbton bekommt, während das Eiweiß zu brauner bis schwarzer Gelatine wechselt. Sehr beliebt als Snack ...
Balut-Eier von den Philippinen
Das Küken im Ei verspeisen
Sogenannte Balut-Eier sind besonders auf den Philippinen beliebt, bekannt sind sie aber auch in Thailand, China und Indonesien. Die Balut-Eier sehen nach außen hin wie ganz normale Enteneier aus, doch im Inneren handelt es sich um fast vollständig ausgebrütete Küken, die schon Schnäbel, Knochen und teilweise Federn haben. Normalerweise werden sie künstlich bis zu 17 Tage lang angebrütet. Nach 22 Tagen wären die Küken schlupfreif, doch bevor das passiert, werden die Eier bis zu 30 Minuten lang gekocht und anschließend auf den Märkten und Garküchen auf den Philippinen der Kundschaft angeboten, die sie offensichtlich mit allem Drum und Dran verspeist. Laut dem Volksglauben helfen die nicht ausgebrüteten Küken bei Sexproblemen und Gelenkbeschwerden.
Durian-Stinkfrucht aus Malaysia
„Königin der Früchte“ in öffentlichen Transportmitteln verboten
Die große, runde und mit stumpfen Stacheln besetzte Durian-Frucht des tropischen Zibetbaums ist eine Besonderheit, die wahrscheinlich nur asiatische Menschen genießen können. Sie wird gerne auch als Stinkfrucht oder Käsefrucht bezeichnet und das hat seinen guten Grund, denn sie stinkt so penetrant nach faulen Eiern oder sogar nach Erbrochenem, dass der Transport oder Verzehr der Frucht an öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten ist. Trotz des ekelerregenden Gestanks wird sie von vielen als Delikatesse gehandelt. Das puddingartige Fruchtfleisch soll nussig, zwiebelig und auch ein wenig vanillig schmecken. Für einige SüdostasiatInnen gilt die Durian als die „Königin der Früchte“.
Affenhirn in China?
In Asien eine nussige Spezialität
In vielen asiatischen Ländern wird das Gehirn als eine schmackhafte Delikatesse verspeist. Die Restaurants bieten vor allem Rinder-, Kalbs- oder Hühnerhirn an. Aber gibt es auch das berüchtigte Affenhirn? Im modernen China wird es nicht so einfach zu finden sein, denn das früher weit verbreitete Affenhirn ist mittlerweile verboten. Zu groß ist die Angst, dass das berüchtigte Ebolavirus sich durch den Konsum des Hirns vom Tier auf den Menschen überträgt, zumal wenn das Organ roh gegessen wird. Bei den oben genannten erlaubten Hirnvarianten gibt es zwei Zubereitungsmethoden: gebraten und roh. Gebratenes Hirn soll im Geschmack an Leber erinnern, roh ist es von nussartigem Geschmack. An dieser Stelle sollte daran erinnert werden, dass vor der Rinderkrankheit BSE auch in Deutschland oder überhaupt in Europa Rinderhirn auf so mancher Speisekarte in Wirtshäusern stand.
Gegrillte Ratten aus Kambodscha
Der ganz andere Leckerbissen beim BBQ
Knusprig bis zart – im Ganzen gegrillte Ratten sind bei den KambodschanerInnen gern gesehene Grillfleischstücke. Aber nicht alles, was Ratte im Namen trägt, gehört auch zur Familie der Ratten. Wie zum Beispiel die Nutria- beziehungsweise die Biberratte, die Du übrigens ganz legal im Onlinehandel als Nutriafleisch in Deutschland kaufen kannst. Fast der gesamte asiatische Raum von China über Kambodscha, Laos, Myanmar, die Philippinen, Indonesien, Thailand bis nach Vietnam oder auch Indien kennt die gegrillten oder gekochten Ratten als eine leckere Spezialität oder Snack. Aber auch in Westafrika werden die Nagetiere (auch Mäuse) gerne, insbesondere bei der ärmeren Bevölkerung, als nicht selten die einzige frische Eiweißquelle verspeist. Die wild lebenden Ratten haben weißes, absolut mageres Fleisch und schmecken wie Kaninchen, andere Arten können nach Rebhuhn-, Schweine- oder Schlangenfleisch schmecken.
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Casu Marzu von Sardinien
Der madige Käse als Spezialität aus den Bergen
Casu Marzu ist ein Schafsmilchkäse, der als „verdorbener Käse“ bezeichnet wird. Um das ganz spezielle Aroma und die cremig-schmierige Konsistenz des Käses kümmern sich nämlich viele winzige Maden. Sie schlüpfen aus den von der sogenannten Käsefliege im Käse abgelegten Eiern und ernähren sich im Käselaib von diesem weiter. Der Name Casu Marzu, „verdorbener Käse“, macht darauf aufmerksam, dass die Menschen den Käse ursprünglich für ungenießbar hielten. Dieser Meinung war dann auch später die zuständige Gesundheitsbehörde, die den Verkauf von Casu Marzu aus Angst, dass die Fliegen den Käse mit Krankheitserregern oder Kot verunreinigen, verbot. Mittlerweile ist die Herstellung des Maden-Käses wieder erlaubt, allerdings unter sehr strengen Hygieneauflagen. Wie Du den Käse essen sollst? Für die echten FeinschmeckerInnen ist das keine Frage, nämlich mit den Maden, die die ganze Zeit über im Käselaib verbleiben. Alle anderen essen ihn ohne die Tierchen.
Hákarl aus Island
Verbuddelter Hai mit viel Schnaps
Der Hákarl gilt in Island als Delikatesse, dabei ist er für Normalsterbliche geruchs- und geschmacksmäßig ganz schwer zu ertragen. Die IsländerInnen nennen das Gericht nicht von ungefähr „Gammelhai“. Hierbei wird der an sich giftige beziehungsweise durch den im Fleisch angereicherten Urin ungenießbare Grönlandhai ausgenommen, von Knorpeln befreit und gründlich gesäubert. Anschließend werden Haifleischbrocken mit Steinen beschwert und in Holzkisten in Kieselerde verbuddelt. Der Sommerfang verbleibt sechs bis sieben Wochen im Kies, während der Winterfang bis drei Monate reift. Bei diesem Reifungsprozess wird das Gift beziehungsweise der Urin im Fleisch abgebaut und das Fleisch selbst bekommt eine gummiartige Konsistenz. Salopp gesagt, der Hai vergammelt. Wieder an die Oberfläche gebracht, werden die Fischstückchen noch einmal in einer Trockenkammer für drei bis vier Monate aufgehängt, bis der Ammoniak sich verflüchtigt. Dennoch bleiben der Geruch und Geschmack dieser Fischdelikatesse äußerst intensiv, sodass sogar IsländerInnen sie nur mit viel Brennivín genießen können, einem vergorenen Schnaps, genannt der „Schwarze Tod“. Es heißt, diese Spezialität ist besonders gut für die Verdauung. Tatsache ist, größere Mengen führen zum Durchfall.
Mommy’s-Milk-Mozzarella aus Tirol oder New York
Keine echte Tiroler Spezialität mit ethischen Bedenken
Ob Mommy’s-Milk-Mozzarella eine Spezialität oder gar Delikatesse ist, darüber lässt sich wirklich streiten. Dass dieser spezielle Mozzarella eine echte kuriose Rarität ist oder war, ist jedoch unumstritten. Ihr Erfinder ist Daniel Angerer, der damals Chefkoch und Besitzer der Brasserie Klee in New York war. Aus Interesse und Lust am Experiment machte er einst Mozzarella aus der überschüssigen Milch seiner Frau Lori Mason. Damals war wohl der halbe Kühlschrank mit abgepumpter Muttermilch vollgestellt, die das neu geborene Töchterchen nicht trinken wollte. Weggießen, sagte der gebürtige Tiroler, sei verschwenderisch. Und so kreierte er Mommy’s-Milk-Mozzarella, den Angerer im Restaurant als Bällchen mit Kürbiskernen auf die Menükarte setzte. In seinem Blog veröffentlichte er das Rezept. Das sorgte ganz schnell für Entrüstung, aber auch für einen Zustrom an geschmacksoffenen Gourmets. Angerer hatte hingegen nie ethische Bedenken bei der Herstellung des Mozzarellas und konterte, dass wir schließlich Muttermilch der Rinder, Ziegen und Schafe trinken und weiterverarbeiten. Und die Völker der Steppe und RussInnen trinken die frische, leicht moussierende Stutenmilch.