Urlaubs-Knigge
Andere Länder, andere Tischmanieren
Na, bereit für eine faszinierende Reise durch die Tischsitten anderer Länder? In verschiedenen Teilen der Welt gibt es so viele interessante Bräuche am Esstisch, dass es eine wahre Freude ist, sie zu entdecken. Von der Art und Weise, wie das Besteck benutzt wird, bis hin zu den Gesten, die als höflich gelten – jedes Land hat seine eigenen einzigartigen Regeln und Traditionen, die das Essen zu einem besonderen Erlebnis machen. Zum Beispiel ist es in Japan üblich, die Suppenschüssel zum Mund zu führen und die Suppe direkt aus der Schüssel zu schlürfen – eine Geste des Genusses. Oder schau nach Korea, wo es als Zeichen des Respekts gilt, während des Essens leise zu sein und sich nicht laut zu unterhalten. Du möchtest, mehr über solche interessanten Gepflogenheiten erfahren? Dann lass uns gemeinsam auf eine kulinarische Entdeckungsreise gehen.
China: Nichts für schwache Nerven
So wie die ChinesInnen sich bei Tisch benehmen, verstoßen sie gegen alle Regeln des Knigges. Schon das bloße Zuschauen kann für empfindliche Geister aus Europa zu einer echten Herausforderung werden. Demonstrativ laut schmatzen, rülpsen und aufstoßen, das Tischtuch einsauen, laut reden, beim Essen gleichzeitig rauchen und mit vollem Mund sprechen oder mit dem Zahnstocher in den Zähnen pulen … ChinesInnen am Tisch kennen keine unserer Tabus . Dieses Benehmen ist ganz normal und kein Hinweis beispielsweise auf untere soziale Schichten, auch wenn tatsächlich die gebildeten ChinesInnen, die viele Reisen nach Europa unternommen haben, sich mäßigen können. Für ChinesInnen ist das gemeinsame Essen – egal ob zu Hause oder im Restaurant – eine Sache, bei der sie es sich gut gehen lassen. Das Schmatzen und Rülpsen beispielsweise zeugt davon, dass es einem schmeckt und dass er satt ist. Nur eine einzige Sache darfst Du auf keinen Fall machen: die Essstäbchen kreuzen oder, noch schlimmer, sie in die Reisschale stecken. Diese Geste ist ein ganz schlechtes Omen, denn sie wird ausschließlich bei Begräbnissen und entsprechenden Ritualen praktiziert, wo die Stäbchen senkrecht in eine Schale mit Asche (oder Reis) gesteckt werden.
Indien: Wo Augen und Hände mitessen
Ob privat oder im Restaurant, erst recht in einem der vielen Imbisse und Garküchen – in Indien werden unglaublich farbenfrohe Speisen mit den Händen gegessen. Löffel sind höchstens zum Anreichen und Portionieren vorhanden. Die einzelnen Currys und Chutneys zusammen mit Reis oder einem Stück indischen Brot komponierst Du selbst zu einer kleinen Portion, die Du dann mit drei Fingern und einem kleinen Trick in den Mund beförderst. Aber Achtung: Gegessen wird ausschließlich mit der rechten Hand. Die linke gilt als unrein, da sie zum Säubern auf der Toilette benutzt wird. Damit wird also auch nicht das Fladenbrot gebrochen. Bessere Restaurants bieten Dir vor dem Essen ein gut riechendes, feuchtwarmes Tuch, damit Du Dir die Hände und das Gesicht säubern kannst. Nach dem Essen gehst Du mit erhobenen Händen zu einem separaten Raum mit Waschbecken oder der Kellner/die Kellnerin wird Dir eine gleichfalls gut duftende Wasserschale zum Säubern der Hände reichen. Übrigens, rülpsen ist nach dem Essen erlaubt, auch wenn feine InderInnen das sicherlich zunehmend seltener machen würden.
Japan: Schlürfen ja, aber ohne Trinkgeld
Die JapanerInnen haben in ihrem privaten wie öffentlichen Leben viele Regeln zu beachten. Bei Tisch zum Beispiel schmatzen und rülpsen sie nicht wie di Chinesen, aber die Nudelsuppe und so mancher Tee darf, ja muss sogar geräuschvoll eingesaugt werden. Das Schlürfen der Suppe samt Nudeln gehört zum guten Ton und bezeugt nicht nur, dass es schmeckt, sondern dass Du weißt, wie sich der Umami-Geschmack entfaltet. Durch das gleichzeitige Einsaugen der Luft und das geräuschvolle Schlürfen verstärkt sich der Geschmack an den Gaumenrezeptoren.
Ein geradezu erfreuliches No-Go in Japan ist hingegen das Trinkgeld. In Nippon empfinden die Menschen, die im Servicebereich arbeiten und wo der Kunde wirklich König ist, es als erniedrigend, für ihre Leistung mit einem „Tip“ extra entlohnt zu werden. Ein anderes No-Go ist hingegen, die Sojasoße direkt über die Speisen und ganz besonders über den Reis zu kippen. Beachte auch, dass die eigenen Essstäbchen wirklich nur zu Deinem Gebrauch gedacht sind. Damit reichst Du nichts zu den Tischnachbarn rüber.
Wenn Du eine Sushi-Bar in Japan aufsuchst, so solltest Du als Erstes Deine Hände (und Gesicht oder Nacken, wenn gewünscht) mit einem feuchten Handtuch, das Dir im Restaurant gereicht wird, säubern. Sushi-Stücke werden niemals aufgespießt, sondern als Ganzes in den Mund geführt. Handelt es sich dabei um ein Nigiri (roher Fisch auf Reis), dann führe das Stück mit dem Fisch nach unten in den Mund ein, sodass der Fisch auf der Zunge landet. Zuvor lege das Nigiri auf die Seite und nimm es so mit den Stäbchen auf. Anders als in Deutschland wird niemals (!) Wasabi mit der Sojasoße vermischt. Der Sushi-Meister bestreicht das Sushi bereits mit Wasabi im Inneren. Wenn Du das nicht möchtest, dann musst Du das bereits bei der Bestellung anmerken. Übrigens, Nigiri oder Maki darfst Du auch mit drei Fingern aufnehmen (Daumen, Zeige- und Mittelfinger). Nur Sojasoße solltest Du sehr sparsam verwenden und nur ein bisschen in das dafür vorgesehene Schälchen füllen. Dabei soll nicht der Reis, sondern nur der Fisch mit der Soße in Berührung kommen.
Wie in allen asiatischen Ländern ist es eine Sünde, sich am Tisch die Nase zu putzen und die Essstäbchen in den Reis zu stechen (siehe China).
Korea: Das Alter hat Vorrecht
Die KoreanerInnen sitzen nicht nur zu Hause auf dem Boden, sondern auch in vielen Restaurants. Wenn Du in ein solches Restaurant oder privat zum Essen eingeladen wirst, dann denke unbedingt an Socken ohne Löcher … Denn mit Straßenschuhen zu speisen, ist tabu. Die Gäste bekommen jedoch Hausschuhe gereicht – auch im Restaurant. Koreanische Mahlzeiten eröffnet immer der/die Älteste am Tisch. Hat er/sie von der Speise gekostet, starten alle anderen mit dem Essen. Dies ist eine besondere Geste der Höflichkeit und ihre Nichtbeachtung wird im Gegenzug als besonders unhöflich angesehen. Für das Nachschenken der Getränke ist in Korea – genauso wie in Japan – der Nachbar/die Nachbarin zuständig. Ist Dein Glas leer, dann warte kurz, bis Dein koreanischer Tischnachbar/Deine koreanische Tischnachbarin nachgießt (oder der Kellner/die Kellnerin), dabei werden die Gefäße immer mit beiden Händen gehalten.
Erwarte am koreanischen Tisch nicht eine allzu angeregte Konversation, denn normalerweise widmen die KoreanerInnen ihre volle Aufmerksamkeit dem Essen. Die Speisen werden übrigens ganz ohne eine feste Reihenfolge aufgetischt und nach Lust und Laune gegessen.
USA: nur mit rechts
Angeblich hat die Sitte, wie die US-AmerikanerInnen ihr Steak oder auch andere Speisen essen, etwas mit dem Wilden Westen zu tun. Bis heute wird das Essen auf dem Teller zunächst in mundgerechte Stücke geschnitten, dann das Messer am Tellerrand abgelegt, während die Gabel in die rechte Hand wechselt. Ab jetzt wird alles mit einer Hand aufgenommen und gegessen, die linke ruht auf dem Bein unter dem Tisch. Im Wilden Westen, als Männer mit Colts zusammen speisten, konnte so die Linke mit der geladenen Waffe unter dem Tisch schussbereit ruhen, so jedenfalls die Sage.
In den USA mag es ansonsten wenig Regeln am Tisch geben, dazu gehören aber einige ganz gewiss: Sage nie, dass Du auf die Toilette musst, wenn Du den Tisch verlässt, überlasse dem Kellner/der Kellnerin, „Guten Appetit“ zu sagen, und gib unbedingt gutes Trinkgeld. Das kann zwischen 10 und 25 Prozent des Rechnungsbetrags je nach Etablissement und der Qualität des Services betragen. Nichts zu geben, ist extrem unhöflich.
Spanien: alles ab auf den Boden
Wer in eine typisch spanische Bodega oder Tapas-Bar geht, wird sich sicherlich über den über und über mit Abfall bedeckten Boden wundern, während die Kundschaft sich daran kein bisschen stört. Ganz im Gegenteil, je mehr Zahnstocher, gebrauchte Servietten und andere Reste wie beispielsweise Olivenkerne auf dem Boden unter den Tischen landen, desto besser die Bar und ihr Essen. Am Abend wird dann alles einfach zusammengekehrt. Also, das Motto merken: Je mehr Dreck auf dem Boden, desto hipper die Bar.
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Russland und Osteuropa: alles aufessen unerwünscht
Obwohl sich die Tisch- und Gastfreundschaftssitten im östlichen Europa den Standards der EU angleichen, ist es immer noch so, dass die Gastfreundlichkeit dort großgeschrieben wird. Im privaten Rahmen wird das gebotene Essen nicht nur groß portioniert ausfallen, sondern geradezu verschwenderisch aufgetischt sein. Dass die GastgeberInnen sich auffällig um ihre Gäste bemühen und ständig nachreichen, ist nicht als aufdringlich zu bewerten, sondern gehört absolut zum guten Ton. Genauso zum guten Ton gehört es, dass am Ende der Mahlzeit ein kleiner Rest auf dem Teller übrigbleibt. Das wird als Zeichen der Sättigung gewertet. Zum Essen trinken die RussInnen Wodka. Doch Achtung! Danach beißt Du am besten in ein Stück Brot und eine saure Gurke (oder anderes sauer Eingelegtes). Und natürlich viel Wasser zwischendurch trinken oder gleich zum verdünnten Wodka greifen. Übrigens, wer privat eingeladen ist, bringt ein Gastgeschenk mit. Für die Dame des Hauses Blumen oder Süßigkeiten, für den Herrn Alkoholisches, aber bitte eher keinen Wodka, da dieser der Standard in Russland ist.
Frankreich: brechen und auf den Punkt essen
Obwohl das Restaurant oder Café leer erscheint und Du Dir schon den besten Platz ausgeguckt hast, warte dennoch, bis der Garçon Dich zu Tisch begleitet hat. In Frankreich kann es bei Tisch sowohl „schlampig“ als auch piekfein zugehen – je nach Etablissement. Egal jedoch, wo Du Dich befindest, beachte folgende Dinge: Wünsche allen zunächst „bon appétit“, brich das Baguette und schneide es nie, iss das Steak immer à point (auf den Punkt; medium) und niemals gut durch und zerlege den Camembert, bis er rindenfrei ist (ja, es stimmt, er verläuft und es bleibt dann auch nicht viel davon übrig). Zum Brot bitte keine Butter ordern, denn mit dem Brotstück darfst Du die Soße aufsaugen, was als Zeichen dafür gewertet wird, dass es geschmeckt hat. Und zum Schluss noch ein guter Rat: In Frankreich, genauso wie in Italien und der Türkei, zahlt immer nur einer die Rechnung.
Italien: sparsam mit Käse und geschäumtem Kaffee
Die ItalienerInnen frühstücken eigentlich nicht richtig, dafür essen sie ein Cornetto und trinken dazu einen Cappuccino und diesen wirklich nur morgens. Den mit heißer, aufgeschäumter Milch verlängerten Espresso kannst Du höchstens bis zum Mittag trinken, danach ist er für echte ItalienerInnen tabu, denn es heißt, dass er die Verdauung hemmt – anders als der schwarze Espresso. Genauso eigen sind die ItalienerInnen mit ihrem Parmigiano Reggiano, dem geriebenen, kräftigen Parmesan. Dieser befindet sich zumeist schon in der jeweiligen Pastasoße und es gilt geradezu als Geschmacksverirrung, wenn Du noch eine Extraportion bestellst und Dir diese über die Pasta schüttest. Richtig furchtbar wird es aber, wenn der ausländische Gast Parmigiano über den Fisch verteilt. Dass Du die Spaghetti ohne einen Löffel zu Hilfe zu nehmen auf die Gabel wickelst, das hat sich aber schon herumgesprochen, oder?
England: Die Gabel hat eine Rückseite
In England sind die Tischsitten ähnlich wie bei uns. Und doch wird hier beispielsweise das Besteck etwas anders benutzt. Während wir kleinere Portionen von beispielsweise Kartoffel auf die Gabel schieben, um sie dann zum Mund zu führen, stechen die BritInnen ihr Essen an, und zwar alles. Dort wird also die Kartoffel oder das klein geschnittene Stück Fleisch mit der umgedrehten Gabel aufgespießt. Bevor es dann in den Mund geht, wird die Gabel noch einmal, quasi richtig herum, gedreht. Auch den Löffel benutzen die EngländerInnen etwas anders, indem sie die Suppe vom Löffel seitlich schlürfen – natürlich möglichst geräuschlos. Das tun die FranzosInnen übrigens auch und so schreibt es eigentlich auch der Knigge vor.