Reisebericht
Safari mit Kids
„Mehr, mehr!“, quiekt der zweijährige Nelion und zeigt nach vorn auf die holprige Sandpiste. Der dunkelgrüne Land Cruiser rumpelt durch ein wassergefülltes Loch. Je mehr es schaukelt, desto freudiger verlangt der jüngste Tourist im offenen Safarifahrzeug nach einer Zugabe. Ein Nashorn mit niedlichem Nachwuchs kommentiert er begeistert mit „Hier, da!“ und fordert wenig später den Fahrer auf, die Pirschfahrt fortzusetzen. Zebras, Giraffen und Büffel findet Nelion zwar auch ganz nett, aber richtig spannend ist das krächzende Funkgerät, das der Ranger immer wieder in die Hand nimmt. So wird dem kleinen Nelion auf seinem allerersten Game Drive im privaten Tierreservat der Garden Route Game Lodge nie langweilig.
Roadtrip entlang der Garden Route
Viele Lodges und Reservate im südlichen Afrika lassen aus Sicherheitsgründen erst Kinder ab sechs Jahren zu. Ein Besuch des Krüger-Parks wird wegen des Malariarisikos ebenfalls erst für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. In einigen Lodges sind Kleinkinder auch deshalb nicht willkommen, weil sie andere Gäste stören könnten. So ist es für abenteuerlustige Familien nicht ganz einfach, eine Safarireise zu planen. Entlang der malariafreien Garden Route lässt sich dieses besondere Erlebnis jedoch gut mit einem Mietwagen realisieren. In der Kap-Region findest Du überall Einkaufs- und Tankmöglichkeiten. Die National Route 2 entlang der Küste ist sehr gut ausgebaut und zu erleben gibt es zwischen Kapstadt und Port Elizabeth ohnehin genug. Die Fahretappen lassen sich so planen, dass die Familie nicht länger als zwei oder drei Stunden im Auto sitzt, bevor sie wieder zwei Nächte an einem Ort verweilt. Bei der Buchung über einen Familienreiseveranstalter hast Du zudem den Vorteil vorgebuchter, kinderfreundlicher Unterkünfte und kompetenter Hilfe, falls Du unterwegs einen Kinderarzt/eine Kinderärztin oder andere Unterstützung benötigst.
Besuch der Spier-Weinfarm in Stellenbosch
Zur Akklimatisierung – zum Glück ganz ohne Zeitumstellung – verbringen wir die ersten zwei Tage in Kapstadt. Nach einem Ausflug zu den lustigen Brillenpinguinen am Boulders Beach bei Simon’s Town südlich von Kapstadt steht uns nur eine kurze Etappe zur Spier Wine Farm bei Stellenbosch bevor. Das 1692 gegründete Weingut mit schmucken Farmhäusern im kapholländischen Stil gehört zu den ältesten Winzereien des Landes. Neben Weinverkostung und hausgemachten Delikatessen gibt es auf der Farm jede Menge Spielmöglichkeiten für die Kinder. Im angeschlossenen Vogelzentrum Eagle Encounters darf Nelion eine Südbüscheleule auf seiner Hand halten und ein Baby-Stachelschwein kraulen. In der Auffangstation werden Dutzende Greifvögel liebevoll gesund gepflegt. Außerdem züchtet die Station erfolgreich Fleckenuhus, die in der Region ausgewildert werden.
Strauße füttern auf der Skeiding Guest Farm
Von Kapstadt sind es rund 390 Kilometer entlang der N2 bis nach Mossel Bay, wo die Garden Route offiziell beginnt. Nahe Heidelberg legen wir einen Zwischenstopp bei der Skeiding Guest Farm ein. Die grünen Hügel mit Getreide und Luzerne vor der Langeberg-Gebirgskette erinnern an das bayerische Voralpenland, wären da nicht Vogel Strauße und Merino-Schafe auf den Weiden. Bei der frühmorgendlichen Farmtour erzählt Neels Uys, Landwirt in siebter Generation, von den Herausforderungen des Trockenfeldbaus und der Straußenzucht. Nelion füttert mit einem Eimer voller Körner die Strauße, die ihn hektisch pickend geradezu überfallen. Dann kutschiert uns Neels auf der Pick-up-Pritsche über seine Ländereien, auf denen nicht nur Nutztiere, sondern auch Springböcke, Burchell-Zebras, Weißschwanzgnus und Kuhantilopen herumspringen.
Garden Route Game Lodge und Botlierskop Reservat
Auch 90 Kilometer weiter bei Albertinia prägt noch der Langeberg die Szenerie. Von unserem luxuriösen Zimmer in der Garden Route Game Lodge blicken wir über Fynbos-Grasland direkt auf ein Wasserloch. „Wir sind sehr gut auf Familien eingestellt“, erklärt die Rangerin Janel du Plessis später bei der Pirschfahrt. „Wir haben ein eigenes Safariprogramm für Kinder und wir achten besonders auf die Sicherheit unserer kleinsten Gäste.“ Das zeigt sich in vielen kleinen Dingen: Die Geländer der Balkone sind absturzsicher. Der Poolbereich ist umzäunt. Abends stehen der Hochstuhl, die Malsachen und das Kiddies Menu bereit, wenn wir zum frühen Dinner erscheinen. Und beim Game Drive darf Nelion auch mal das Funkgerät halten, während die Erwachsenen eine Gepardendame mit ihren fünf Jungen beobachten. Die Big Five machen wir zwar nicht voll, aber am nächsten Tag steht ja schon die nächste Pirschfahrt im 4.200 Hektar großen Botlierskop Private Game Reserve nördlich von Mossel Bay an. Hier, in den Ausläufern der Outeniqua-Berge mit ihren tiefen Schluchten, wirkt die Landschaft auf einmal viel wilder. Eine Herde Bergzebras grast neben schwarzen Impalas am Ufer des Moordkuil-Flusses. „Schwarze Impalas sind extrem selten“, erzählt uns Ranger Richard. „Der Gründer von Botlierskop Dr. Dirk Neethling brachte in den 1990er-Jahren zwei der letzten schwarzen Impalas hierher und züchtete bis heute mehr als 100 dunkle Tiere“, fügt Richard hinzu. Wenig später weichen wir einer Löwin aus, die mitten auf der Fahrspur ein Nickerchen hält. „Sie hat gestern ein Impala gerissen. Sie ist so vollgefressen, dass sie sich kaum bewegen kann“, sagt Richard lachend.
Elefanten streicheln im Buffelsdrift Game Reserve
Von Mossel Bay überqueren wir auf einer kurvigen Passstraße die Outeniqua-Berge in Richtung Oudtshoorn. Dort erwartet uns eine Überraschung: Ein Meer aus pinken, weißen und gelben Vygies-Blüten breitet sich über das sonst so trockene Buschland der Kleinen Karoo aus. „Nach mehreren Jahren extremer Dürre hat es an einem Tag so viel geregnet wie sonst das ganze Jahr nicht“, erklärt die junge Rangerin Catherine bei der Pirschfahrt im Buffelsdrift Game Reserve. Zurück an der Buffelsdrift Lodge mit komfortabel eingerichteten Safarizelten direkt am Wasser, spazieren wir weiter zur Elefantenfütterung. Als die Elefanten Malaika, Jabari und Bulelo auf uns zu getrabt kommen, schreckt Nelion kurz zurück, schnappt sich dann eine Karotte aus dem Picknickkorb und streckt sie den Dickhäutern mutig entgegen. „Die Mütter aller drei Tiere wurden von Wilderern erschossen, als sie noch Babys waren. Wir haben sie hier mit der Flasche aufgezogen“, erzählt Joseph, der seit 17 Jahren jeden Tag an der Seite der Elefanten verbringt. Die Elefanten können sich frei im Reservat bewegen. Wenn TouristInnen einen Fütterungstermin vereinbaren, läuft einer der Pfleger/eine der Pflegerinnen kilometerweit, um mit den Tieren zurück zur Lodge zu wandern. Die sanftmütigen Riesen verstehen über 50 Wörter auf Englisch, Afrikaans und Xhosa und haben offensichtlich großes Vertrauen in ihre PflegerInnen.
Südafrika mit dem Mietwagen erleben


Endloser Sandstrand in Brenton-on-Sea
Wieder an der Küste, macht die Garden Route ihrem Namen alle Ehre: Üppig-grüne Küstenwälder und Fynbos-Vegetation bedecken die Hänge rund um die Knysna-Lagune, die für die Austernzucht bekannt ist. Bei der Fahrt ins 15 Kilometer entfernte Brenton-on-Sea überblicken wir die gesamte Lagune und das kleine Featherbed Nature Reserve, in dem Federhelmturakos und andere seltene Vogelarten leben. Das ruhige Örtchen Brenton-on-Sea war in der Vergangenheit die Heimat des endemischen Brenton Blue Butterfly, der seit den verheerenden Buschbränden im Jahr 2017 nicht mehr gesichtet wurde. Der blaue Schmetterling schmückt auch das Logo des Brenton Haven Resorts, das auf den bewachsenen Küstendünen über dem Brenton Beach thront. Von der Terrasse unserer Selbstversorger-Suite aus bewundern wir das spektakuläre Farbenspiel des Sonnenuntergangs über dem Sandstrand, der sich vier Kilometer bis nach Buffalo Bay erstreckt.
Pirschfahrt im Addo-Elephant-Nationalpark
Entlang der 260 Kilometer langen Küstenstrecke von Knysna bis nach Port Elizabeth gäbe es so viel zu entdecken, dass wir einen Monat mehr Zeit bräuchten. Die N2 führt durch die dichten Urwälder der Tsitsikamma-Berge mit bis zu 40 Meter hohen Bäumen im Garden-Route-Nationalpark. Unser Tagesziel ist der Addo-Elephant-Nationalpark nordöstlich von Port Elizabeth. Dort suchen wir bei der Pirschfahrt im Gewitter zunächst vergeblich nach Elefanten. Nach den heftigen Regenfällen verschwinden sogar große Tiere spurlos im dichten Gebüsch. Doch dann haben wir Glück: Ein stattlicher Bulle mit schlammig-roter Haut kommt unserem kleinen Mietwagen zum Greifen nahe. Nelion fürchtet sich nicht, denn er verschläft den Elefanten. Nachmittags bleibt noch Zeit, um vor unserem Bungalow der sehr kinderfreundlichen Addo Wildlife Lodge zu entspannen und den zutraulichen Springböcken auf dem großen Gartengelände beim Grasen zuzusehen.
Luxus mitten im Busch im Kariega-Reservat
Im Kariega Private Game Reserve nahe Kenton-on-Sea mit luxuriösen Suiten in der Ukhozi Lodge und eigenem „Kids on Safari“-Programm geht die Reise zu Ende. Bei einer Wanderung auf dem Blue Duiker Trail bekommen wir einen Eindruck von der unberührten Wildnis in diesem 10.000 Hektar großen Reservat: bewaldete Berghänge mit meterhohen Euphorbien, so weit das Auge reicht. Ein letzter Blick auf Wasserböcke am Fluss, dann geht es zum Flughafen nach Port Elizabeth. Beim nächsten Zoobesuch in der Heimat wird sich Nelion langweilen, besonders weil es dort keine schaukelnden Safariautos und krächzenden Funkgeräte gibt …
Tipps für die Safari mit Kind
Formalitäten
Neben dem Reisepass solltest Du eine internationale Geburtsurkunde des Kindes mitnehmen. Allein reisende Elternteile benötigen eine englischsprachige Einverständniserklärung des zweiten sorgeberechtigten Elternteils beziehungsweise eine Bescheinigung über das alleinige Sorgerecht.
Gepäck
Auf Reisen dürfen das liebste Spielzeug und Kuscheltier nicht fehlen. Auch die Trinkflasche, Snacks, Wechselkleidung und genug Windeln gehören ins Handgepäck. Für die Reise empfiehlt sich eine kleine Apotheke mit wichtigen Medikamenten. Auf den frühmorgendlichen Pirschfahrten kann es kalt werden, daher warme Kleidung einpacken.
Planung
Bei der Buchung des Mietwagens nicht vergessen, einen Kindersitz zu bestellen. Die meisten Unterkünfte stellen ein Kinderbett (englisch: cot) bereit. Für eine stressfreie Reise solltest Du zwei oder drei Nächte in jeder Unterkunft einplanen.