Reisebericht
Südafrika-Rundreise mit Kleinkind im Winter
Bevor meine Freundin einen neuen Job anfing, wollten wir im Winter 2023 mit unserer dreijährigen Tochter Lola noch einmal etwas Sommer genießen. Eine Kombination aus einer spannenden Stadt, schönen Stränden und ein bisschen Tierwelt für die Kleine sollte es sein. Wir fanden die perfekte Lösung in Südafrika: bei einer Auto-Rundreise am Kap, die jede Menge schöne Überraschungen für Eltern und Kind bereithält
Unsere Planung
Kein Tag ohne Highlight
Natürlich hatten wir zunächst Bedenken: der lange Flug, die ständigen Autofahrten, die vielen neuen Eindrücke. Wie würde Lola das wegstecken? Heute wissen wir: zum Teil sogar besser als wir. Angefangen bei den Flügen. Da wir Nachtflüge gebucht hatten, konnte sie die meiste Zeit einfach schlafen. Auf der Hinreise spielten wir nach dem Aufwachen in der Früh nur noch ein bisschen Mini-Memory zusammen – und schon landeten wir in Kapstadt.
Die Rundreise hatten wir vorher komplett durchgeplant. Spontan irgendwo einchecken zu müssen, wollten wir lieber vermeiden. Außerdem planten wir nicht zu viele Stationen ein, nach dem Motto: lieber einen Ort weglassen, dafür einen anderen in Ruhe erkunden. Auf unserer 17-tägigen Reise sollten wir rund 1.000 Kilometer fahren. Für den Start in Kapstadt (um uns zu akklimatisieren) und das Finale in Stellenbosch (zum entspannenden Ausklang) planten wir bewusst längere Aufenthalte von drei Tagen. Und keine Autofahrt sollte länger als drei, vier Stunden dauern (so kennt es Lola schon von den Besuchen bei den Großeltern zuhause). Den Kindersitz fürs Auto nahmen wir aus Deutschland mit; einen Buggy mieteten wir in Kapstadt.
Um Lola unterwegs bei Laune zu halten, bauten wir mindestens ein Highlight pro Tag für sie ein. Das konnte ein Strand sein, ein besonderes Hotel, eine Tierbegegnung oder irgendeine andere Attraktion. Diese vorab angekündigten besonderen Momente hielten Lolas Vorfreude während der ganzen Reise hoch. Und unsere gute Stimmung dadurch ebenso.
Kapstadt
So klappt Großstadt mit Kleinkind
4,6 Millionen Menschen. Viel Verkehr – und all die völlig neuen Gerüche, Geräusche und Sprachen! Für eine Dreijährige, die zuhause auf dem Land wohnt, ist eine Stadt wie Kapstadt erstmal eine echte Herausforderung. Dennoch haben wir die Metropole bewusst als Ausgangspunkt für unsere Reise gewählt, denn sie hat nicht nur für uns Große, sondern auch für die Kleinen viel zu bieten. Quartier nehmen wir etwas außerhalb in Bloubergstrand, im Guesthouse Birkenhead Manor, um etwas Ruhe und einen Strand vor der Hoteltür zu haben. Gefrühstückt wird in einem kleinen Gartenhaus mit Pool. Die Servicedamen schließen Lola gleich ins Herz und begrüßen sie jeden Morgen mit einem fröhlichen Hello, Sweetie!.
Den ersten Wow-Moment gibt‘s gleich am ersten Abend: Wir spazieren zum Strand, wo sich der Superblick auf den Tafelberg auftut. Und Lola: Guck mal, wie ein großer Tisch! Gut erkannt, Lola! Darum heißt der Berg ja auch Tafelberg. Danach gönnen wir uns noch den Sonnenuntergang über dem Meer und ein bisschen Plantschen im Wasser. Mit den Füßen. Brr!, macht Lola. 17 oder 18 Grad sind wahrlich keine karibischen Temperaturen.
Unser weiteres Familienprogramm in Kapstadt: zunächst der Botanische Garten Kirstenbosch. Eine blühende Oase und genau richtig für den Reiseauftakt. Lolas (ungeplantes) Highlight: als sich ein großer, bunter Schmetterling auf ihren Buggy setzt. Das Kind ist fasziniert. Warum haben wir so etwas Schönes nicht auch zuhause?, fragte sie. (Nach der Antwort suchen wir heute noch.) Später picknicken wir unter einem Mammutbaum und Lola spielt mit anderen Kindern. Danach spazieren wir durch das Bo-Kaap-Viertel mit seinen vielen bunten Häusern und überlegen gemeinsam, wo wir am liebsten einziehen würden. Anschließend geht’s zum Kult-Strand Camp Bay. Dort erleben wir – Lola erzählt noch heute davon – eine Gruppe Jugendlicher, die sich verkleiden und zu afrikanischen Trommelklängen am Wasser tanzen. Die berühmte Waterfront von Kapstadt mit ihren Shops und Lokalen lässt uns dagegen alle drei eher kalt – zu laut, zu voll. Viel schöner sind die bunten KitesurferInnen in Bloubergstrand ganz in der Nähe unseres Hotels.
Simons Town
Affen, Strauße und Pinguine
Simons Town, unsere nächste Station auf der Rundfahrt, ist ein kleiner, verschlafener Küstenort mit Hafen, Boutiquen und schicken Restaurants. Laaangweilig!, kommentiert Lola. Doch auch hier erwartet unsere Tochter ein erstes Highlight: die Pinguine am Boulders Beach. Süß findet Lola, wie die Vögel durch das Meer und die Dünen watschelt. Im Shop darf sie sich natürlich einen Plüsch-Pinguin aussuchen. Der wird nicht nur zum treuen Begleiter während der gesamten Reise, sondern schläft bis heute in ihrem Bett zuhause. Auch sonst steht der Tag ganz im Zeichen der afrikanischen Tierwelt: Wir fahren – traumhaft auf der Küstenstraße – zu einer Straußenfarm, wo Lola die großen Vögel mutig aus der Hand füttert. Und auf dem Rückweg sitzen sogar Affen am Straßenrand! Lola ist fasziniert; Baboons wird ihr erstes englisches Wort überhaupt. Die restliche Reise wird sie immer wieder nach ihnen Ausschau halten – und ein paar Male auch noch welche erspähen.
Urlaubsglück am Traumstrand
Whale Watching im Kleinstadtidyll
Am nächsten Tag wollen wir nach Hermanus. Nur eineinhalb Stunden Fahrt, trotzdem machen wir unterwegs in Kalk Bay Halt. Denn hier gibt es einen Tidal Pool, einen vom Meer geformten Pool am Strand, der sich bei Flut mit Meerwasser füllt. Hier baden wir erst einmal ausgiebig. Die Wellen sind hoch und wir halten unsere Kleine fest im Arm. Danach schlendern wir durch den Ort mit seinen vielen kleinen Boutiquen, Kunstgalerien und Kunsthandwerksständen. Ein Shopping-Paradies! Meine Freundin und ich begutachten alles ausgiebig. Und Lola? Schläft vom Baden erschöpft im Buggy.
Das Städtchen Hermanus ist berühmt für Whale Watching. Leider nicht im Januar, da sind die Wale anderswo unterwegs. Doch es gibt auch so einiges zu entdecken: Street Art zum Beispiel, meist mit floralen Motiven – die liebt Lola am meisten – aber natürlich auch mit Walen. Das absolute Highlight ist für uns alle der Grotto Beach in Hermanus, wo wir den nächsten Tag verbringen. Ein Strand wie aus dem Bilderbuch: eingerahmt von saftig grünen Bergen, angenehm flach abfallend für Kinder, mit glasklarem, türkisfarbenem Wasser und exotischen Muscheln, wie wir sie noch nie gesehen haben. Lola kann sich hier endlos beschäftigen: in warmen Prielen toben, Muscheln suchen, Sandburgen bauen, mit Papa um die Wette laufen. Gut, dass wir unseren eigenen Proviant dabeihaben, denn Cafés und Restaurants gibt es hier nicht. Aber genau diese Ursprünglichkeit macht mit den Reiz dieses Strandes aus.
Struisbaai
Stachelrochen am Steg
Am nächsten Morgen zeigen wir Lola beim Frühstück Fotos von Stachelrochen, diesen Fischen mit ihren enormen Brustflossen. Wie ein schwimmender Teppich, staunt sie. Und kann kaum glauben, dass sie diese Teppiche wenig später tatsächlich zu sehen bekommt: im Hafen von Struisbaai, wo sie ganz nah an die Wasserkante heranschwimmen. Von einem Steg aus beobachten wir die Tiere, und auch wenn sie Lola am Anfang nicht ganz geheuer sind, aus der sicheren Position in Mamas Arm geht es dann doch. Die Stachelrochen sind die Stars in Struisbaai, einem Ort, der auch deshalb bekannt ist, weil hier der Indische und Atlantische Ozean aufeinandertreffen. Doch dieses Schauspiel lassen wir bleiben; der Weg dorthin wäre mit dem Buggy zu beschwerlich. Und ehrlich gesagt: ein Highlight pro Tag ist für kleine Kinder auch völlig ausreichend.
Stellenbosch
Mit Gesang von der Küste ins Weinland
Bisher waren wir fast nur an der Küste unterwegs. Aber jetzt fahren wir, in zwei Etappen, von Struisbaai nach Stellenbosch, dem Hauptort der berühmten Weinregion, wo wir uns zum Abschluss ein besonders schönes Hotel gönnen wollen. Die Fahrt dorthin ist fantastisch, führt uns durch Berglandschaften und ursprüngliche Dörfer, die uns authentische Einblicke in das südafrikanische Landleben ermöglicht. Die Vegetation ist überraschend üppig, denn wenn es hier regnet, dann richtig. Und davon zehren die Landschaften. Damit es Lola nicht fad wird, singen wir unterwegs Kinderlieder. Und schmettern Der Roby mit der Sonnenbrille oder Hoppelhase Hans, während wir vorbei an Johannisbrotbäumen durch die weiten Ebenen der Kapregion brausen.
In Stellenbosch checken wir im Cultivar Boutique Hotel ein. Es liegt mitten in Weinbergen, hat einen riesigen Garten mit Pool – und eine Schaukel an einer mächtigen Eiche. Für Lola definitiv einer der Höhepunkte der Reise! Uns Eltern gefällt dagegen die Kulinarik vor Ort. Nachdem wir bisher eher einfach und kindgerecht (Pommes, Pasta) in kleinen Bistros gegessen haben, soll es in Stellenbosch etwas stilvoller sein. Straußensteak, Seafood und Salate sind unsere Favoriten in den Restaurants der Weingüter, die wir besichtigen. Weinbau, stellt sich heraus, ist für Lola – nicht weiter überraschend – wenig fesselnd. Zum Trost fahren wir mit ihr auf einen schönen Kunstmarkt im nahen Franschhoek. Bunte Tücher, schrilles Geschirr und jede Menge Schmuck – genau Lolas Ding! Ansonsten genießen wir die Entspannung. Wir sind voll mit Eindrücken von unserer Reise und wollen alles in Ruhe in uns nachwirken lassen.
Südafrika mit dem Mietwagen erleben


Unser Fazit
Immer wieder gerne!
Südafrika ist absolut zu empfehlen für Familien mit kleinen Kindern. Du musst Dich allerdings gut vorbereiten und kindgerechte Aktivitäten und Highlights herauspicken, damit Du den Kids unterwegs etwas bieten kannst. Ein absoluter Pluspunkt sind die vielen schönen Strände. An nahezu jedem unserer Etappenziele gab es herrliche Küstenabschnitte, an denen Sandburgenbauen und Muschelsuchen angesagt war.
Auch die Frage, ob Südafrika ein sicheres Reiseland für Familien ist, können wir mit ja beantworten. Es gab nicht einen Moment, in dem wir uns unwohl gefühlt haben. Natürlich haben wir die gängigen Sicherheitstipps befolgt: unsichere Gegenden wie etwa Townships gemieden und nicht auf offener Landstraße angehalten, um ein Foto zu machen, was einer Einladung zu einem Raubüberfall gleichkäme. Noch ein wichtiges Thema: Hygiene. Nach diesem Urlaub ist Lola Meisterin im Händewaschen. Denn wir hatten ihr erklärt, dass Du Dir in Südafrika über das Essen schnell den Magen verderben kannst. Und wer will in den Ferien schon das Bett hüten? Lola jedenfalls nicht – dazu fand sie ihre erste große Fernreise viel zu aufregend.