Foodie-Traum
Das kommt Weihnachten auf den Tisch – Festtagsessen-Traditionen in Europa
Weihnachten ist nicht nur als Fest der Liebe bekannt, sondern auch als Fest des üppigen und guten Essens. Doch was an Heiligabend oder in den Weihnachtsfeiertagen aufgetischt wird, das variiert von Land zu Land. Wir nehmen Dich mit auf eine festliche Kulinarik-Reise durch zehn europäische Länder.
Frankreich
Joyeux noël
Wenig überraschend wird in Frankreich viel und gut gegessen in der Weihnachtszeit. Das große Festmahl findet in Frankreich am Heiligabend statt, dem Réveillon. Da gibt es meist ein mehrgängiges Menü mit verschiedenen Köstlichkeiten. Der Schmaus beginnt mit Austern, Lachs oder auch glasierten Maronen. Ein klassisches Hauptgericht ist die Gans oder Pute, gefüllt mit Esskastanien – Dinde aux Marrons. Damit der Vogel nicht zu trocken wird, mischt man die Füllung oft mit Äpfeln und Pilzen. Zum Nachtisch darf der Bûche de Noël nicht fehlen. Das ist eine mit Buttercreme gefüllte und mit Schokolade glasierte Torte in Form eines Baumstamms. Sie geht auf die frühere Tradition zurück, zu Weihnachten einen ganzen Holzstamm zu verbrennen. Mit dem zunehmenden Verschwinden von Kaminen und Feuerstellen wandelte sich der Brauch in einen kulinarischen und die FranzösInnen genießen jetzt einen Kuchen in Form eines Baumstamms. Köstlich!
Litauen
Linksmų Kalėdų!
In Litauen gibt es an Heiligabend – Kūčia auf litauisch – zwölf Gerichte, die für die zwölf Apostel stehen. Es werden Fisch, Gemüse, Salat, Obst, Pilze, Getreidebrei, Heringssalat, Rote-Beete-Suppe, Nüsse, Kompott, Gebäck und Brot serviert. Das wichtigste Gericht sind die Kuciukai, kleine Kekse aus Hefeteig und Mohn, die zum Verzehr in Mohnmilch getaucht werden. Für letztere wird eine Tasse Mohnsamen mit kochendem Wasser übergossen und drei Stunden gehen gelassen. Danach wird der Mohn mit Wasser oder Milch gemischt und nach Geschmack mit Honig oder Zucker gesüßt. Eine besondere Tradition ist außerdem das sogenannte Strohziehen. Unter der Tischdecke wird Stroh ausgelegt und alle ziehen einen Halm. Dessen Beschaffenheit, so der Glaube, verrät einiges über das kommende Jahr. Ein kurzer Halm verheißt Unglück, während ein längerer grüner Halm ein gutes Vorzeichen sein soll.
Luxemburg
Schéi Chrëschtdeeg
Die LuxemburgerInnen essen zu Weihnachten traditionell Träipen. Das ist eine deftige Blutwurst aus einer Mischung aus Schweinskopf oder Innereien mit Fett, Blut, Weißkohl und gewürzt mit Bohnenkraut, Kümmel und Wacholder. Ursprünglich entstand das Gericht aus dem Wunsch heraus, möglichst kein wertvolles Stück eines geschlachteten Tieres zu verschwenden, sondern lieber Resteverwertung zu betreiben. Die Wurst wird in der Pfanne kross gebraten und mit Stampfkartoffeln und Apfelsauce serviert. Viele Familien servieren aber heutzutage auch andere Gerichte, wie Pute, Fondue oder Meeresfrüchte. Der Einfluss der Nachbarländer wird bei Christstollen oder dem französischen Kuchen Bûche de Noël sichtbar. In Luxemburg kommt übrigens nicht der Weihnachtsmann, sondern das Kleeschen. Wie seine Kollegen Sinterklaas und Nikolaus bringt er, unterstützt vom Houseker, den Kindern am 6. Dezember Geschenke, zeigt sich dabei aber deutlich großzügiger als der deutsche Nikolaus.
Schweiz
Frohe Weihnachten, Joyeux noël, Buon Natale, Bellas festas da Nadal!
In der Schweiz gibt es kein typisches National-Weihnachtsessen. Vielleicht macht sich in den verschiedenen Sprachregionen der Einfluss der jeweiligen Nachbarn bemerkbar. Während im italienischsprachigen Tessin gerne Panettone zum Nachtisch gegessen wird, ist in der französischsprachigen Schweiz ein gefüllter Truthahn Star des Abends. Viele Familien pflegen eigenen Traditionen. Beliebt ist neben dem klassischen Käsefondue auch ein asiatisch inspirierter Feuertopf, das Fondue Chinoise. Dabei steht ein Topf mit kochender Bouillon in der Mitte des Tisches, in der alle Gäste nach Belieben Fleisch und Gemüse garen können. Das Schöne daran: Es braucht wenig Vorbereitung und man kann Stunden damit verbringen, gemeinsam zu kochen, zu essen und sich zu unterhalten – zumindest, bis einen die Geschenke vom Tisch weglocken.
Polen
Wesołych Świąt Bożego Narodzenia!
An Heiligabend – Wigilia auf polnisch – wird traditionell kein Fleisch gegessen, sondern Fisch und Gemüse. Das Fischgericht kann variieren, etwa Rollmops sein oder gebratener Karpfen. Dazu gibt es aber immer Barszcz Czerwony z uszkami – Rote-Beete-Suppe mit kleinen Pilzteigtaschen. Der polnische Borschtsch wird klassisch zubereitet, indem man die roten Rüben mit Gewürzen und Wasser fermentieren lässt. Aus dem Sud wird dann die Suppe zubereitet. Sie wird in Polen das ganze Jahr über geliebt, doch an Heiligabend gibt es als besondere Einlage gebratene Uzska. Das sind Teigtaschen, die mit Pilzen gefüllt sind. Eine wichtige Tradition ist es auch, ein zusätzliches, leeres Gedeck auf den festlich geschmückten Tisch zu stellen. Damit gedenken viele polnische Familien ihrer verstorbenen Angehörigen.
Großbritannien
Merry Christmas!
In Großbritannien wird das große Weihnachtsessen üblicherweise nicht am Heiligabend, sondern Mittag des 25. serviert. Nach einem üppigen Hauptgang aus Gans oder Truthahn mit gebackenen Kartoffeln und Gemüse gibt es zum Dessert meist Plumpudding. Dieser typisch britische Nachtisch wird aus Bröseln, Eiern, Trockenfrüchten und Zucker zubereitet und in Rum oder Brandy getränkt. Als Fett wird traditionell Rindernierenfett verwendet; es ist aber auch Pflanzenfett erlaubt. Der in einer Puddingform oder in einem Puddingtuch gegarte Plumpudding ist lange haltbar und wird deshalb oft schon Wochen vor dem Fest zubereitet. Gerne verstecken Koch oder Köchin eine Silbermünze im Pudding, die dem Finder, der Finderin Glück bringen soll. In den Tagen nach Weihnachten ist es in Großbritannien insbesondere für Familien mit Kindern Sitte, ins Theater zu gehen und eine Weihnachtspantomime zu sehen. Dabei ist Pantomime hier keine wortlose Performance, sondern ein mitreißender Mix aus Theater, Musical und Comedyshow. Auch das Publikum beteiligt sich – sei es beim Mitsingen von Weihnachtsliedern, beim Ausbuhen des Bösewichts oder wenn es darum geht, HeldInnen vor Gefahren zu warnen
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Portugal
Feliz Natal!
Ein Weihnachten ohne den Königskuchen, den Bolo Rei, ist in Portugal nicht vorstellbar. Er wird aus Mehl, Zucker, Butter, Hefe, Eier und Milch, sowie einem Schuss Portwein gebacken. Bedeckt mit getrockneten Früchten und Nüssen, ist er nicht nur schön anzusehen, sondern schmeckt auch äußerst lecker. Auch in Portugal gibt es die Tradition, etwas in dem Kuchen zu verstecken. Wer eine getrocknete Bohne in seinem Stück findet, hat die Ehre, im nächsten Jahr selbst den Kuchen zu backen. Den Bolo Rei gibt es an Heiligabend in der Regel nach einem Hauptgericht aus Stockfisch mit Kohl und Kartoffeln. Geschenke werden im katholischen Portugal traditionell erst am Morgen des 25. Dezember überreicht. Immer mehr Familien gehen aber auch hier dazu über, schon an Heiligabend Bescherung zu machen.
Dänemark
Glædelig jul!
DänInnen lieben ihren Weihnachtsnachtisch Risalamande! Obwohl der Name vom französischen Riz á l’amande – Mandelreis – kommt, handelt es sich um eine typisch dänische Festspeise. In einer der Schüsseln wird eine ganze Mandel versteckt. Wer sie findet, bekommt einen kleinen Preis, etwa ein Marzipanschwein oder ein Brettspiel. Vor dem Mandelreis werden in vielen Familien Schweinebraten oder Ente mit Kartoffeln und Rotkohl gereicht. Nach so viel üppigem Genuss ist dann Bewegung angesagt, denn in Dänemark ist es Tradition, um den Weihnachtsbaum zu tanzen. Hand in Hand tanzen viele Familien um den festlich geschmückten Baum und singen dazu Weihnachtslieder. Erst danach werden die Geschenke ausgepackt.
Ukraine
Christos narodiwsja!
Traditionell gehört der Heiligabend zur Fastenzeit. Daher wird in der Ukraine eher einfach gegessen. Es werden zwölf Gerichte serviert, die sind jedoch ohne Fleisch und Milchprodukte zubereitet. Besonders wichtig: der Kutja. Dieser Nachtisch wird aus gekochten Weizenkörnern, Honig und Mohn, oft auch aus Rosinen und Nüssen zubereitet. Vor allem im Westen der Ukraine ist es üblich, den Christbaum mit nachgebildeten Spinnennetzen zu dekorieren. Diese ungewöhnliche Tradition geht zurück auf ein Märchen, in dem eine arme Witwe einen Weihnachtsbaum für ihre Kinder aufstellt, aber kein Geld hat, um ihn zu schmücken. Über Nacht weben Spinnen ein Netz um den Baum, das sich im Glanz der ersten Sonnenstrahlen in Gold und Silber verwandelt.
Italien
So vielfältig wie Italiens Regionen sind auch die Weihnachtsgerichte. Am 24. – der Vigilia – wird oft eher einfach gegessen, etwa Tortellini in Brühe. Besonders in Norditalien gibt es am 25. zunächst die Geschenke und dann ein sehr ausgedehntes Mittagessen, das sich bis in den frühen Abend hinziehen kann. Da kommt dann gerne mal ein gefüllter Masthahn, ein Lammbraten oder eine Orangenente auf den Tisch. Und zwar nach reichhaltigen Vorspeisen sowie einem üppigen Pastagang, der an Weihnachten Lasagne sein kann, Ravioli oder gefüllte Cannelloni. Zum süßen Abschluss naschen die ItalienerInnen gerne ein Stück vom Panettone oder vom sternförmigen Pandoro. Ersterer wurde in Mailand erfunden und schmeckt besonders mit frisch geschlagener Zabaione-Creme gut, zweiter, eine Spezialität aus Verona, mit Schokoladencreme. Eine besondere Leckerei für alle, die zwischen den Mahlzeiten noch festlichen Appetit verspüren, ist der Torrone, eine Art türkischer Honig, der aus Eiweiß, Honig, Zucker und Nüssen hergestellt wird.