Spuckstein

Erinnerung an Gesche Gottfrieds Arsenmorde

Das wahrscheinlich unspektakulärste und dennoch gruseligste Denkmal der Hansestadt befindet sich im Straßenpflaster an der Nordseite des Doms: Der Spuckstein. In einen Basaltquader hat man ein schlichtes Kreuz eingekerbt und erinnert so an Gesche Gottfried, die an dieser Stelle am 21. April 1831 auf dem Schafott hingerichtet wurde. Die legendäre Giftmörderin hatte zuvor 15 Menschen aus ihrem Umfeld mit Arsenik umgebracht, darunter 2 Ehemänner, ihre 3 Kinder und ihren Bruder Johann. Zum Verhängnis wurden Gesche Gottfried weiße Körner in einem Schinken, den sie ihrem Vermieter überlassen hatte – die Analyse ergab eindeutig den Nachweis der Arsenverbindung, die als „Mäusebutter“ damals in Apotheken zu erwerben war. Gesche Gottfried gestand ihre Taten, wobei die Motive allerdings im Dunkeln blieben und auch heute nicht schlüssig zu belegen sind. Der Prozess um die Giftmischerin fand in der Hansestadt große Beachtung und zu ihrer Enthauptung versammelten sich 35.000 Menschen auf dem Domshof – es blieb die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen. Noch heute gehört es traditionell dazu, der Giftmörderin Verachtung zu zeigen, in dem man auf den Kreuzstein spuckt, der sich nur nach einem kräftigen Regenguss so sauber darstellt, wie auf den Bildern meines Reisetipps. Gesche Gottfried ist Geschichte, ihre Opfer sind es ebenso und das Tatmotiv bleibt für immer unklar. Für die Touristenführer ist der „Spuckstein“ auf jeden Fall ein willkommener und schauriger Halt - ob man sich am demonstrativen Abscheu für die Giftmörderin beteiligen möchte, bleibt jedem selbst überlassen.