Städtereise
Die 10 schönsten Stadtviertel in Leipzig
Leipzig gilt schon lange als Klein-Berlin. Die mit 600.000 EinwohnerInnen größte Stadt Sachsens bietet einen aufregenden Mix aus Hoch- und Subkultur, aus Tradition und Avantgarde. Kunstschaffende, SchriftstellerInnen, MusikerInnen haben sich hier seit jeher wohlgefühlt. Inzwischen bieten auch die Industrieanlagen, die übrig blieben aus den boomenden Gründerjahren, Kreativen eine neue Heimat. Höchste Zeit also, “Hypezig” zu entdecken – am besten, indem Du Dich Stadtviertel für Stadtviertel den verschiedenen Gesichtern der Stadt zuwendest. Hier zehn Tipps:
Lindenau und Plagwitz
Wo die Kunst wohnt
Zu Beginn der Kaiserzeit wurde hier in 37 teils riesigen Fabriken Baumwolle gesponnen und Eisen gegossen, hier befand sich die zweitgrößte Tapetenfabrik Deutschlands. Inzwischen sind Lindenau und Plagwitz, einst Sitz der Leipziger Industrie, Hot-Spots für Kultur und Kunst. In die alten, aufgelassenen Fabrikhallen drei Kilometer westlich des Zentrums, bestens zu erreichen mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn, sind Kunstschaffende eingezogen, die ehemaligen Werksgelände sind nun Lofts, die als Werkstätten und Ateliers genutzt werden. In Lindenau findest Du allein acht (!) Theaterspielstätten – darunter auch das älteste professionelle Kinder- und Jugendtheater Deutschlands. Und auf dem Areal der Großen Leipziger Straßenbahn in der Saalfelder Straße 8b befindet sich das Kunstkraftwerk, ein Ausstellungs- und Kulturzentrum.
Rund um den Bahnhof
Buchhandlung und Blechbüchse
Bahnhofsgegenden gehören normalerweise zu den Bereichen einer Stadt, in denen Du Dich nicht so gern länger aufhältst – in Leipzig ist das anders. Schon der Bahnhof selbst ist beeindruckend, ein Gründerzeitpalast mit teils verglasten Kuppeln. Hier befindet sich neben unzähligen anderen Geschäften auch eine der schönsten Buchhandlungen Deutschlands – die Buchhandlung „Ludwig“, untergebracht im ehemaligen Preußischen Wartesaal, die auf der Empore auch noch ein kleines Café beherbergt. Ins Zentrum gehst Du am besten über die Richard Wagner-Straße, vorbei an der sogenannten „Blechbüchse“, dem einst größten Konsument-Warenhaus der DDR, von dem wenigstens die spektakuläre Aluminiumfassade in die Nachwendezeit gerettet werden konnte.
Innenstadt
Kirchen, Museen, Konzertsaal
Das Zentrum von Leipzig ist beides – Einkaufsparadies und Ballungsraum für Hochkultur. Wobei die kulturellen Einrichtungen, die alle einen Besuch wert sind, sich wie ein Gürtel rund um die Höfe und Passagen gelegt haben, die das Herz der Innenstadt bilden. Am Augustusplatz steht das Neue Gewandhaus von 1977, einziger Konzertsaal der DDR, der ausschließlich für die Aufführung von Musik errichtet worden ist. Nikolaikirche und Thomaskirche ragen östlich und westlich des Zentrums auf, dazwischen befinden sich das Museum der Bildenden Künste, das Museum in der Runden Ecke, das Schauspiel, das Bach-Museum, das Ägyptische Museum und das Opernhaus.
Südvorstadt
Hip-Hop, Jazz und Liedermacherbühne
Die kopfsteingepflasterten Straßen heißen noch immer nach Revolutionären, an den Klingeln kleben in der Regel viele Namen. Die Südvorstadt mit ihrer hohen Altbau-Dichte ist beides zugleich: beliebtes Wohnviertel und Dreh- und Angelpunkt der Subkultur. Hier sind die Nächte lang, die Sperrstunde wurde in Leipzig mit der Wende abgeschafft. Vor allem die Karli, wie die Karl-Liebknecht-Straße liebevoll genannt wird, ist eine einzige Anhäufung cooler Locations, zwischen veganem Restaurant und dem Café Puschkin befinden sich hier ein Ein-Raum-Club, in dem Hip-Hop läuft, dort eine Liedermacherbühne mit dem lustigen Namen „dieNato“ – während Du ums Eck bei „Horns Erben“ besten Jazz hören oder dem ältesten Techno-Club Ostdeutschlands überhaupt, der Distillery, einen Besuch abstatten kannst.
Neuschönefeld
Hier ist die alternative Szene zuhause
Noch gilt Neuschönefeld östlich des Graphischen Viertels als Geheimtipp – und wird in herkömmlichen Reiseführern überhaupt nicht erwähnt. Aber die Gegend zwischen Dresdner und Eisenbahnstraße hat sich gemacht, inzwischen ist auch hier das trendige, szenige Leipzig zuhause, Neuschönefeld ist quicklebendig. Die Eisi, also die Eisenbahnstraße, deren Verlängerung zum Bahnhof führt, ist längst bekannt als multikulturellste Einkaufsmeile von ganz Sachsen. Die Gehsteige sind möbliert mit Imbissbuden, und Kultur gibt es vor der Haustür auch. In der Konradstraße 27 bietet das Ost-Passage-Theater eine Kombination aus Schauspielbühne und Kino, getragen von ehrenamtlichem Engagement.
Graphisches Viertel
Gegend für Leser
Früher haben im Graphischen Viertel von Leipzig rund 2.000 Betriebe der Buchbranche zugearbeitet. Schriftsetzereien, Buchdruckereien, Buchbindereien. Das Areal östlich des Zentrums wurde im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört, aber einige Verlage sind mit der Wende zurückgekommen. Im Gerichtsweg wurde zudem das Literaturhaus eröffnet, das viel Wert legt auf einen Dialog mit dem belesenen Publikum und ein bestes Programm auflegt. Derweil hat Reclam zwar nicht die Buchherstellung in die Messestadt zurückverlagert, aber gegenüber der ehemaligen Druckerei wenigstens ein Museum eröffnet. In der Kreuzstraße 12 kannst Du Dich in aller Ruhe durch die kunterbunte Universal-Bibliothek blättern.
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Rosental
Im grünen Bereich
Das Rosental ist der grüne Bereich von Leipzig, dorthin pilgern die LeipzigerInnen, wenn ihnen der Sinn nach Landluft steht, sie aber nicht raus wollen aus ihrer Stadt. Der Park liegt nördlich des Zentrums, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er angelegt als Englischer Garten. Im Sommer liegt hier eine Picknickdecke an der anderen, Studierende spielen Fußball oder Gitarre, und einmal im Jahr lädt das Gewandhausorchester zum Open-Air-Konzert. Jenseits der Waldstraße wird das Rosental wilder, der Park geht in einen dichteren Auwald über. Hier erhebt sich auch der Rosental-Hügel. Auf seinem Gipfel thront ein kleiner Aussichtsturm, von dem aus sich Dir ein grandioser Blick hinüber zur Stadt bietet.
Musikviertel
Zwischen Mozart- und Haydnstraße
Eine der schönsten Wohngegenden von Leipzig ist das sogenannte Musikviertel zwischen Zentrum und Südvorstadt, eingerahmt von zwei Parks, die nach Frauen heißen, dem Johannapark und dem Clara-Zetkin-Park. Ganze Straßenzüge sind hier in der Gründerzeit bebaut worden. Viele der stattlichen Anwesen, an denen Du bei einem Spaziergang vorbeikommst, sind denkmalgeschützt. Im Musikviertel stand bis zum Zweiten Weltkrieg das zweite Konzerthaus des berühmten Gewandhausorchesters, und es war sicher kein Zufall, dass genau hier Felix Mendelssohn Bartholdy 1843 sein Musikkonservatorium gegründet hatte. Heute beherbergt das Gebäude die Hochschule für Musik und Theater.
Drallewatsch
Feucht-fröhlich im Barfußgäßchen
Leipzig hat ein pulsierendes Nachtleben in den Szene-Vierteln nördlich und südlich des Zentrums, aber auch in der Altstadt selbst ist Abend für Abend unheimlich viel los – nicht umsonst haben die LeserInnen der „Leipziger Volkszeitung“ die Gegend zwischen Barfußgäßchen, Großer und Kleiner Fleischergasse und Klostergasse „Drallewatsch“ getauft, was soviel heißt wie „feucht-fröhlich um die Häuser ziehen“. 30 Lokale, darunter auch Restaurants jeder Richtung, sitzen hier mehr oder weniger aufeinander – und finden doch alle ihr Auskommen. Berührungsängste darfst Du allerdings nicht haben, vor allem im Sommer ist auf den schmalen Gehsteigen teils kein Durchkommen mehr.
Auf Flussläufen und Kanälen
Die romantische Seite der Stadt
Wasserplätschern, Vogelgezwitscher, überhängende Weiden: Leipzig hat auch eine sehr romantische, verträumte Seite – und die lernst Du am besten bei einer Kanutour auf verschiedenen Wasserläufen und Kanälen kennen. Kann schon sein, dass Dich eine Weile eine der neugierigen Nutrias, vulgo Biberratten, begleitet. Ausgangspunkt für eine Kanutour ist der Stadthafen Leipzig, übers Elsterwehr gelangst Du, schnell umgeben von grüner Idylle, auf die Weiße Elster. Weiter geht’s dann auf dem Karl-Heine-Kanal, einst angelegt vom Unternehmer Carl Erdmann Heine, um die vielen Waren made in Leipzig in die halbe Welt zu verschiffen.